Doping am Arbeitsplatz

Ich tu‘ es auch! Leistung und Laune steigern mittels Doping am Arbeitsplatz, zur Medikation zählen bei mir allerdings in erster Linie ein, zwei Tassen Kaffee, Traubenzucker und Musik. Harmlos also, wenn man nicht gerade als Taxifahrer gemeinsam mit dem Fahrgast MTV rezensiert, statt auf die Fahrbahn zu achten. Doch ich schweife ab.

800.000 Menschen sollen sich hierzulande am Arbeitsplatz dopen. Und zwar eben nicht mit etwas Dextro Energen, vor einem Vollautomat oder mit Knöpfen im Ohr. Jeder 100. Deutsche nimmt »regelmäßig leistungssteigernde oder stimmungsaufhellende Arzneimittel« zu sich. Meint zumindest eine von einer Krankenkasse in Auftrag gegebene Studie, im Rahmen derer 3000 Otto-Normalwertschöpfer im Alter von 20 bis 50 befragt wurden.

Wenn ich also am Morgen im Hörsaal oder am Arbeitsplatz angekommen bin, sind mit längst Dutzende Menschen begegnet, deren Alltag aus deren Perspektive nur mit Hilfe von Mediakamenten zu bewältigen ist. Wenn man bedenkt wie vielen Menschen ich am Abend begegne, die ihren Alltag nur mit einem »Feierabendbierchen« oder ’nem Glas Wein verarbeiten können. Wenn ich Mäuschen in hiesigen Schlafzimmern spielen könnte, würde mir zudem jede Menge Schlaflosigkeit begegnen, derer man inzwischen wohl seltener mit Hausmittelchen wie warmer Milch mit Honig beizukommen versucht.

Alles in allem Raubbau am Körper, der vergänglichsten Resource sowohl für jedes Individuum wie für unsere Volkswirtschaft. Trotzdem beschäftigt unsere Ökonomie lieber weniger kleine Rädchen mehr als das große Rad am Stillstand zu hindern, pumpen unsere Häuptlinge Millarden in schrumpfende, abgewirtschaftete oder rein virtuelle Industrien, verliert der Einzelne wiederum seine Ersparnisse und verdient dank Reallohn weniger. Raubbau in einer Abwärtsspirale, volkswirtschaftlich wie im Kleinen. Fragt sich nur wann wir endlich aufwachen, ich bin es: Dank Kaffee, Traubenzucker und Musik.

(via politiblog von Tagesschau)

Update: Dank Telepolis weiß ich nun, das meine künstliche Aufregung über und den Zeigefinger auf das Thema hätte sparen können. Telepolis hat sich hingegen Zeit für eine genauere Analyse der Studie gemacht, und widerlegt mit ihrer Betrachtung dramatisierende Darstellung in den Mainstream-Medien. Tatsächlich sei zum geringsten Anteil eine Leistungssteigerung am Arbeitsplatz ursächlich für die Medikation, und viele Befragte griffen höchstens auf apothekenpflichtige Präparate zurück. Klassischer Fall tatsachen dramatisierender Überschriften also, fiel mir allerdings erstmals bei der sonst so gewissenhaften Tagesschau auf …

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