Rekursiver Copy & Paste-Journalismus bei Zeit online
Meine heutige Kritik an der Kritik eines Mediums im Umgangs der Medien mit den Politikern zielt weniger auf den substanzlosen Artikel selbst, noch auf die darin aufgeführten Protagonisten, sondern widmet sich einem Phänomen des – höfflich augedrückt – sich selbst Rezitieren, eher jedoch rekursiver Copy & Paste-Journalismus von Zeit online. In der Phase der Kandidatenfindung, nach dem Rücktritt von Horst Köhler und vor der Wahl von Christian Wulff, schrieb die Zeit zu den seinerzeit aussichtsreichsten Kandidaten der CDU einen fast gleichlautenden Satz, nur zwei Absätze voneinander entfernt:
Zunächst war zu lesen, Ursula von der Leyen, die als Favoritin galt, sei für Angela Merkel insofern eine ideale Kandidatin, da mit ihr eine parteiinterne Konkurrentin auf einen harmlosen, wenn auch ruhmreichen Posten hätte abgeschoben werden können.
Wenige Sätze und Zeilen später dann plötzlich:
In einem Punkt war man sich allerdings einig: Christian Wulff sei aus Sicht der Kanzlerin insofern ein geschickter Kandidat, da mit ihm ein parteiinterner Konkurrent auf einen harmlosen, wenn auch ruhmreichen Posten abgeschoben worden sei.
Mit nur einem Anlauf hätte man den Fehler entdecken und beheben können, Zeit online aber lies den Artikel unverändert online, ein Artikel von einer Hand voll pro Tag veröffentlichter im wichtigen Ressort Politik. Insofern man die Kompetenz der Presse in der richtigen Einschätzung der Vorgänge vor Ort verortet, sollte man sich über Zeit online echt Sorgen machen. Wenn Schlussfolgerungen Textbausteine sind zumal.
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