16 Jahr‘, graues Haar
Wenn es um Geschichtsschreibung geht, so sagt man: Die macht der Sieger. In der Politik wird zwar gern von Parteisoldaten gesprochen, aber im Wahlkampf geht es abgesehen von dieser Metapher wenig militaristisch zu. Deswegen dürfen in der Politik auch die Verlierer ihre eigdne Geschichte erzählen. Ihre Variante der „Wahrheit“, und die ist für gewöhnlich maximaldistant zur Wahrheit.
Gegenwärtig kriegt es der Kanzlerwahlverein der Konservativen zugleich stolz auf ihre jeweils 16 Jahre währende Kanzlerschaft unter Kohl und Merk zu sein, und gleichzeitig verleugnet sie ihre Regierungsbeteiligung bezogen auf die letzten vierzig Jahre.
Mehr oder weniger prominente Twitter-Accounts aus dem Umfeld der CDU führen die ambivalente Bigotterie regelmäßig vor – so der selbsternannte „Beauftragtr der Bundesregierung für die Schuld der Union“, dessen Selbstzufriedenheit gepaart mit absoluter Abhängigkeit vom Fremdbild der durch ihn mit derlei Selbstzuschreibungen adressierten Klientel sind ein putziger Ausdruck unserer Gegenwart.
Für Verlierer beginnt Geschichtssschreibung am Wahlabend, 18 Uhr, mit den ewig gleichen Floskeln, egal ob man grad eine Wahlperiode oder 16 Jahre Regierungspartei war und deswegen abgewählt worden ist.
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