Von Alpha-Menschen und Beta-Blogger

Im März 2005 übernahm Google Urchin. Die produzierten damals – als die meisten noch einfache Zählpixel, eine Vielzahl Logfiles und primitive Skripte auswerteten, um ein paar nichts sagende Kennzahlen zu produzieren – schon Industriestand in Sachen Web-Analyse. So auch ich. Ich war schnell überzeugt. Nicht nur war der Zugang zu der SaaS Variante von jetzt auf gleich kostenlos gemacht worden; Google bekannte sich sogleich zu dessen Weiterentwicklung. Und das taten sie. Sie bohrten das Tool für all diejenigen auf, die noch nicht von der Werbeplattform AdSense überzeugt waren. Und verzahnten es ineinander. Ich war, wie geschrieben, sofort überzeugt. Dementsprechend niedrig war die fortlaufend nummerierte Property meines Kontos auch ziemlich niedrig. 90704. Als die CDU von Google Analytics überzeugt war, vergab der Dienst den Christdemokraten für Deutschland #23234811. Viele Datenschutz hoch haltende Deutsche haben sich inzwischen von Google Analytics abgewendet. Die CDU hat immerhin die nachträgliche Anonymisierung in den USA, nach deutschem Datenschutz, wohlgemerkt wenn die Daten längst vor Ort gelandet ware, aktiviert, sodass die IP-Adresse gelöscht wird, wenn sie denn schon mal gespeichert wurde.

Diesen Verzicht auf die Speicherung der IP-Adresse hatte ich auch schon früh aktiviert, wahrscheinlich auch früher als so kleine Klitschen wie das Konrad-Adenauer-Haus. Aber seit Snowden traut doch niemand mehr den USA, und schon gar nicht Google, die die Daten ja auch gewinnbringend beackern. Es folgte die Überlegung: Export? Wofür. Mein kleiner Blog, mit ein paar hundert Besuchern pro Monat weist nicht wirklich spannende Erkenntnisse auf. Da war die Erkenntnis, das aus dem Kultusministerium von Karin Wolff direkt, wiederholt und regelmäßig auf die Website von Dagmar Metzger, direkte Gegenkandidatin der »Ministerin Malus«, zuständig etwa für die so genannte Unterrichtsgarantie plus zugegriffen wurde, schon mehr. Aber bei all den privaten, ehrenamtlichen und halbprofessionellen Projekten, die ich seither über Google Analytics betreut habe, stellt sich mir die Frage: Für wen mache ich das hier eigentlich.

Fest steht: Ich mach das nicht für mich, jedenfalls nicht aus Eitelkeit. Ich mache das für mich, höchstens gegen die Einsamkeit. Nicht persönlich, ich habe genug, jedenfalls so viele soziale Kontakte wie ich stemmen kann. Aber ein selbst verwalteter Blog, nicht von irgend einer Plattform angetrieben, das hat für jemanden, der 1998 das erste Mal über ein Modem eine Webseite ins Netz stellte, um zu einer, seiner Geburtstagsparty einzuladen, wichtig. Richtig wichtig.

Ich habe mich jedenfalls jetzt dazu entschieden, die anstehende Löschung der brach liegenden Properties auszusetzen. Zehn Jahre jedenfalls hat Google gebraucht, um das Verschieben von Properties zwischen Konten möglich zu machen. Genau das habe ich von dem Konto, das über zehn Jahre als Datensenke diente, in ein neues, das keine Daten Dritter enthielt, weil es früher noch nicht einmal möglich war die Properties in Konten zu separieren. Diese meines alten und des gegenwärtigen Blog werden zwar nicht mehr befüllt, aber die historischen Daten finde ich spannend. Und die lasse ich mir nicht nehmen. Meine Daten gehören mir, auch wenn es in dem Fall nur statistische sind. Eigentlich eure. Ich habe mich für den Wechsel zu Piwik entschieden, schon vor einiger Zeit. Und ich bin sehr zufrieden. Das wie das Blog ist längst in den eigenen vier Wänden beheimatet.

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