Klatsch, Klatsche, Klatschen

Mit seiner frei vorgetragenen Rede hat Martin Schulz die Delegierten mit 97,9% scheinbar schwer beeindruckt, so wie das nur einer kann der demnächst zur Wahl um eine Idee steht. Wie die Delegierten mit einem umgeht, der eben eine schallende Ohrfeige eingefahren hat, kann man dagegen an den Wahlergebnissen des Vorsitzenden, seiner Stellvertreter und der Generalsekretärin ablesen.

Martin Schulz schlug einen Bogen von Olivenkännchen in offenen oder geschlossenen Kännchen, denen sich die Verwalter der EU angenommen hätten, hin zu einer Mahnung vor einer Wiederholung der jüngeren deutschen Geschichte, indem er „Auschwitz als Tiefpunkt der menschlichen Zivilisationsgeschichte“ in Erinnerung rief.

»Aus der Idee ist eine Verwaltung geworden, und jetzt glauben alle die Idee wäre die Verwaltung.« Mit rhetorischer Fines hat das so viel zu tun wie mit der Erfassung des in Bilder erfassten Alltage der Menschen, die Europa so weit weg sehen, die aber trotzdem Furcht davor haben was sich an sozialem Unfrieden in den Grenzen von Schengen zusammenbraut.

Mit dem Vorsitzenden hatten die knapp 600 Delegierten am Donnerstag angefangen, mit 67,2 Prozent für die amtierende Generalin am Freitag weiter mit ihrer Parteispitze abgerechnet.

Mit der Rede in Spielfilmlänge hatte sich Sigmar Gabriel nicht geschadet, geholfen hat sie dem Verhandlungsführer aber weder in den Koalitionsverhandlungen, über die schlimme Niederlage hinweg aber auch nicht. 67 % bis 84 Prozent für die beiden Spitzen der SPD sind kein gutes aber das ehrliche Ergebnis das Sigmar am Vortag annahm.

Es wurde die zweite Klatsche für die SPD bei einer Bundestagswahl verarbeitet, und das ist kein Anlass für Lobhudelei. Es wurden die in der Presse diagnostizierten Klatschen verteilt, aber von der nur unter Betrachtung nackter Wahlergebnisse. Es wurde viel geklatscht, für verdienstvolle Genossen wie den regierenden Oberbürgermeister von Berlin. Applaus, Klappe, die Letzte, und zur Stunde beginnt was die Medien wieder weniger intensiv begleiten wird: Inhalte. Die widmet sich derweil Spekulationen für die Nachfolge von Andrea Nahles, für den Fall das sie als Bundesministerin an- und also als Generalin abtritt. Man muss nicht jedes Detail der Antragsberatungen senden, das beweist Phoenix ganz gut mit seiner ausgewählten Berichterstattung. Aber wenn in den paar Sekunden, die der SPD in so genannten „News“ der Privaten zugebilligt werden, ehrliche Wahlergebnisse als Klatschen verzerrt werden, wird klar warum so wenig Gutes bei jenen hängen bleibt, die jeden Tag nur ein paar Minuten haben oder dicke Schlagzeilen bevorzugen, wenn es um Meinungsbildung geht. Auch das muss die SPD zukünftig berücksichtigen: Nah bei den Menschen sein kann auch bedeuten das „soziale“ in sozialen Medien zu betonen und mit den Menschen in einen nachhaltigen und direkten Dialog zu treten, anstatt über die Verarbeitung von Klatsch, Klatsche(n) und Klatschen.

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