Punktabzug für Selbstinszenierung

Gewissensbisschen der Regierungsbeteiligung von „Kommunisten“ waren es vorgeblich bei dem einen Trüppchen, die Mahnung vor einer angeblich unrealistischen Energiewende des Dritten und die Sorge um Deutschland beim Buchautor mit Millionenauflage: Selbstinszenierung gehörte bei allen fünf sozialdemokratischen Parteigängern zum Repertoire ihrer Partei- oder (ehrlicherweise) genau genommen Flügelschelte. Superduperminister a.D. Wolfgang Clement inszenierte sein Clementi an die geladene Presse mit den Rheinauen im Rücken, vor seinem Bonner Wahlkreis. Sarazzin begab sich nach ungezählten wohlgefüllten Hallen seiner Lesereise nach Berlin-Neukölln, begleitet freilich von den Medien. Und das halbe Jahr, das sich Dagmar Metzger für ihr Veto feiern lies ist ebenso unvergessen wie die Pressekonferenz von vier Personen mit SPD-Parteibuch, kulminierend in einem von den Medien1verliehenen Markennamen „die phantastischen Vier“.
Sie alle hatten mindestens den Schaden der SPD billigend in Kauf genommen, als sie ihre billigen Shows abzogen, ein Schaden der im Lande Hessen und im Bund bezifferbar ist: 23%, historisch schlechtestes Wahlergebnis ever. Damit hatten es die ein halbes Dutzend Selbstdarsteller geschafft einen mühsam herausgearbeitetes Profi der hessischen Sozialdemokratie – inhaltlich visionär und personell glaubwürdig aufgestellt, mit Hilfe der ihre eigene Krise in das komplette Gegenteil zu verkehren. Zigtausende Parteibasisten blieben zu Hause oder nahmen sich das Recht heraus, die Parteigerichtsbarkeit anzurufen, um feststellen zu lassen, was der gesunde Menschenverstand ihnen beschied: Natürlich waren die meisten getroffenen Aussagen und die gewählten Zeitpunkte unvertretbar und widersprachen den Grundsätzen der Partei, traten sie doch die Solidarität mit Füssen. Die Urteile dann den nächsten Grundsatz: mit Verweis auf die Lorberen erlaubte man dem Superminister in der Partei zu verbleiben und mit einer Rüge davon zu kommen, obwohl er am Sonntag vor dem Wahlsonntag aus dem Off off-topic von der Wahl seiner eigenen Partei abriet. Es kam wie es kommen musste: Die wichtigsten sieben Tage des ganzen bis dahin schon ein Jahr andauernden Wahlkampfes war der Zweifel gesäht. Ob es die nötigen 8.000 Stimmen mehr für Koch gebracht hat? Vermutlich viel mehr, man wird es nie erfahren. Das ist auch nicht entscheidend. Das Wir entschied, wir behielten diejenigen, die uns die Entscheidung gekostet haben, und ernteten das Kopfschütteln derer, die längst begriffen hatten, das es nicht um innerparteilich Meinungsfreiheit ging.

  1. FAZ, aus deren Reihen viel später auch die in Buchveröffentlichung gegossene Gegendarstellung, Enthüllung und Entzauberung stammen sollte []
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