"legale illegale Dokumente"
Derzeit lernt Otto Normalverbraucher wieder Schlapphut-Slang Geheimdienst-Jargon. 9/11 beispielsweise war das „Schläfer“. Das ist dann auch schon alles, was wir Otto Normalverbraucher jemals aus erster Hand vom Tagesgeschäft der 17 Ämter für Verfassungsschutz und den anderen Geheimdiensten erfahren. Diese kleinen Häppchen hängen dann Wochen wie Speisereste zwischen den Zähnen an den Stammtischen. Den wesentlich besser informierten Presseorganen wird dagegen das ganze Spektrum dieses Slang gegenwärtig sein, damit deren Kontaktleute die Schlapphüte am Tisch gegenüber auch verstehen, ohne das die gleich weit ausholen muss.
„Schläfer“ sollte aber noch jedem, der nicht vollkommen vergesslich ist oder isoliert lebt, ein Begriff sein. Die so organisierten Terroristen leben zurückgezogen, später werden sie üblicherweise von ihren Nachbarn als „ganz nett“, „zurückhalten“, „unscheinbar“, „zuvorkommend“ usw. usf. charakterisiert. Wie Beate Z., die noch eben ihre Katzen zur Pflege bei eben diesen abgab, um sich dann in die Hände der Polizeien, des Bundeskriminalamtes und den Staatsanwälten zu retten. Wenn Beate Z. und/oder ihre Komplizen vom Verfassungsschutz geführt wurden, und mehrere Indizien deuten darauf hin, dann hätte sie sich auch in deren Hände begeben können. „Retten“ aber war schon sehr bewusst gewählt, denn wenn jemand konspirativ tätig ist, noch zumal über ein Jahrzehnt lang, isoliert und perspektivlos, dann dürfte das nicht ohne Auswirkung auf die ohnehin verquere Persönlichkeit geblieben sein.
Nun wurden „legale illegale Dokumente“ gefunden, oder genauer gesagt wurde dieses Detail aus den Ermittlungen Presse-öffentlich. Mehr Details folgen täglich, während der laufenden Ermittlungen, im Prozess oder der Autobiographie der Terroristin. Doch das „legale illegale Dokumente“ zum üppigen Arsenal dieser „Schläfer“ gehörten ist nunmehr bekannt. Wenn denn der thüringische Verfassungsschutz seit 13 Jahren keine Kontakte mehr gepflegt hätte, dürften diese „legale illegale Dokumente“ inzwischen überholt sein. Trotzdem gelangen sie als erste Erkenntnis aus den Trümmern des Zwickauer Terrorcamps. Unwahrscheinlich das ausgerechnet gefälschte Dokumente bis zum St. Nimmerleinstag aufbewahrt würden, um sie dann mit allen anderen Beweisen zu vernichten. Es sei denn, man hatte vor sie noch gegen den Aushändiger zu verwenden. Mal ganz im Ernst: Warum sollte die Terrorzelle sie aufbewahrt haben, wenn sie doch bei Personenkontrollen nutzlos gewesen wären? Und warum hat sich Z. nicht in die Hände des Verfassungsschutz begeben, wenn sie doch Tage lang vor dem Zugriff Zeit gehabt hatte. Ganz gleich wie viel Geheimniskrämerei noch beim Thüringer Verfassungsschutz betrieben werden wird, um den wahren Hergang der Geschichte zu verklären: Am Ende werden jene „legale illegale Dokumente“ die größte Sprengkraft im gesamten Verfahren entfalten, da bin ich mir ziemlich sicher.
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