Mehr n0-N4m3 Cr3w, weniger Wiefelspütz!
Ich bin der – in mancher Augen altmodischen – Auffassung, von Deutschland dürfe nie wieder ein Krieg ausgehen. Und ich beziehe da Wirtschaftskriege und „Cyberwar“1 mit ein. Wirtschaftskriege führt man auch durch den Export von 200 Leopard-Panzern an den Öl fördernde Staat Saudi-Arabien – hierbei handelt es sich um nicht weniger als indirekte Kriegsführung: Wären die Saudis denn in der Lage, das Land und die Region zu „befrieden“ ohne diese Panzer? Offensichtlich nicht! Sterben durch Waffen Menschen? Rambo würde sagen »Nicht Waffen töten Menschen, Menschen töten Menschen.« aber in die meisten Ländern, in die wir Waffen exportieren tun sie das früher oder später – im Libanon2, Afghanistan3, Somalia4 und demnächst vermutlich auch in Saudi Arabien, um nur ein paar wenige Beispiele zu nennen. Wenn man also davon ausgehen muss, das mit den von „unserer“ Regierung Gut geheißenen Waffenexporten Menschen ermordet werden, kann man sich nicht davon distanzieren, indem man „Geostrategie“ vorschiebt. Dann ist man Willens und in Lage wieder Krieg zu führen, weil der von deutscher Politik legitimiert durch deutsche Waffentechnologie ermöglicht wird. Den Abzug drücken Dritte, schon klar.
Doch was muss sich ändern, wem muss man ordentlich in den Arsch treten, damit die Spirale der Gewalt endlich ein Ende findet? Obama gewiss nicht, denn der hat immerhin verstanden, das Kriege wie der in Afghanistan und dem Irak nicht zu gewinnen sind. Obama holt seine GI’s zurück aus dem Kampf gegen den unbekannten Soldaten – neudeutsch „unrechtmäßiger Kämpfer“. Für Guantanamo reicht es nicht ganz, aber sollte der erste afroamerikanische Präsident der USA wider erwarten wieder gewählt werden, dürfte er auch das Niemandsland alsbald einstampfen und Kuba zur Freihandelszone erklären können – letzte Amtszeit und so.
Wem also sonst ordentlich in den Arsch treten? Angela Merkel schon eher, denn wenn ich in Erinnerung rufen darf: Angela Merkel empfand den Kriegsgegner in Person Kanzler Gerhard Schröder derart unzumutbar, das sie um Privataudienz beim Vorgänger Obamas bat, und – im Gegensatz zu Roland Koch – sogar durch den Haupteingang ins Oval Office geführt wurde. Das unter ihrer Ägide mehr Verteidungsminister verheizt wurden als unter 16 Jahren Helmut Kohl dürfte da weniger ins Gewicht fallen als jene versäumte Gelegenheit mit dem deutschen Verteidigungshaushalt Haushaltslöcher zu stopfen. Niemand, nun vielleicht zehn Prozent, befürworten Auslandseinsätze vom gegenwärtigen Kaliber – in Jugoslawien bombardierte Deutschland auf Geheiß von Bündnis 90/Die Grünen die Haupttadt und in Afghanistan warten „Unsere Jungs“ in ihrem Feldlager auf gefilzte Feldpost aus Darmstadt Eberstadt – in der Hoffnung ihr Marschbefehl nach „good old germany“ sei dabei nicht versehentlich „verloren“ gegangen. Da ist jedem jede Dimension verloren gegangen, und „die Kanzlerin aller Deutschen“ setzt das durch, beispielsweise indem Mandate verlängert und Panzer geliefert werden. Kriegskanzlerin ist da noch der charmanteste Ausdruck für die erste Frau in diesem Amte.
Wer wäre sonst noch zu verurteilen? Dieter Wiefelspütz ganz gewiss. Dieter Wiefelspütz ist der größte Hemmschuh der deutschen Sozialdemokratie. Noch gewichtiger als Sigmar Gabriel, Andrea Nahles und Frank Walter Steinmeier zusammen. Denn Dieter Wiefelspütz will und vertritt, was sonst nur Christdemokraten fordern: Dieter Wiefelspütz will den Überwachungsstaat aufrüsten – verächtliche Stimmen behaupten bis das das „Cyber-Abwehrzentrum“ in die Normannenstraße ziehen könnte. Richtig ist: Dieter Wiefelspütz befürwortet, wovor die meisten Deutschen – abzüglich einiger versprengter Innenpolitiker, Sicherheitsfanatiker und BILT-Leser – sich fürchten: Vor einem Überwachungsstaat, den wir eben erst überwunden haben. Klar, wir sind im Fadenkreuz islamistischer Fanatiker, aber es gibt mehr rechtsextreme Irre denen ebenso wenig das Handwerk gelegt wird wie Hasspredigern auf der Frankfurter Zeil. Dafür werden Linksextreme wiederum mit beiden auf eine Ebene gehievt, obwohl diese Subkultur der deutschen Linken ohne Rechtsextreme und Innenpolitiker vom Format Wolfgang Schäubles, Otto Schily und Dieter Wiefelspütz keinen Gegner ausmachen und möglicherweise anspruchsvollere Musik machen könnten. Reden wir doch mal Tacheles: Linksextrem gibt es nur deshalb nennenswert, weil Deutschland auf dem rechten Auge blind geworden und in Teilen selbst zum ehemals verachteten Überwachungsstaat geworden ist. Wann sehen wir denn die so genannten „linken Horden“, von denen uns sogar in pseudowissenschaftliche Veröffentlichungen zur „Extremismustheorie“ vorgeschwärmt wird: Wenn Rechte auf den Plan gerufen, Minderheiten angegriffen oder Bürgerrechte beschnitten werden. Mit welchem Feindbild trauen Rechtsextreme von NPDVU, Republikaner, Die „Freiheit“ und „Pro“ Deutschland sich ans Tageslicht? Wenn Minderheiten unter Vorurteilen einer „schweigenden Mehrheit“ leiden, ob die Diskussion am Stammtisch noch vom Sozialdemorakten Thilo Sarrazin angeheizt wird ist da völlig gleichgültig. Gleichzeitig stellt sich die Neue Rechte dermaßen dumm an, das man ihr unterstellen muss, durch Unterwanderung des Verfassungsschutzes nicht nur vor Verbotsverfahren geschützt zu sein, sondern auch von ihr sabotiert zu werden: Die Fusion der Pleitepartei NPD mit der aussterbenden DVU gerät beinah zur Selbstzerstörung, Republikaner gibt es kaum noch, „Die Freiheit“ ist nur ein peinlicher Haufen versprengter „freier“ „Demokraten“ und „Pro“ Deutschland wird sogar vom Verfassungsschutz nur belächelt. Nur wovor man lange Zeit gewarnt hat, hat jetzt noch Potential dem Ansehen Deutschlands im Ausland zu schaden: freie Radikale und national befreite Zonen – früher besser bekannt als Deutschland (Ost).
Durch Deutschland muss ein Ruck gehen: Nicht rechte5 dürfen über Rechte wachen, die Gesellschaft muss das machen. Demokratie lebt vom Mitmachen, so am kommenden Samstag wieder. Dann fallen Rechtsrextreme über Gießen her, und die vermeintlich Anständigen stehen bei Wal Mart an. Das darf nicht passieren, also: Arsch hoch! Wir sehen uns am kommenden Samstag in Gießen! Und der n0-N4m3 Cr3w: Glückwunsch! Mit eurem Manöver habt ihr das „Cyber-Abwehrzentrum“ völlig lächerlich gemacht. Daumen hoch auch an diejenigen, die es geschafft haben, dem deutschen „Geheimdienst“ seine Zähne zu ziehen, indem sie deren neuer Zentrale Blueprints und Dokumentation entwendet haben. Das sind vermutlich alles Leute mit Köpfchen, im Gegensatz zu denen die sich die Daten abhanden kommen ließen. Deutschland braucht mehr n0-N4m3 Cr3ws, weniger Sessel-furzende Innenpolitiker vom Schlage Wiefelspütz.
- Das ich „Cyberwar“ in Anführungsstriche setze, soll zum Ausdruck bringen, das ich mir den Begriff nicht aneigne. [↩]
- Gaddafi war über Jahrzehnte unser treuster Verbündeter in der Region [↩]
- Deutschland baute dort nicht nur Schulen und Brunnen [↩]
- vor ein paar Monaten sind den entsandten Ausbildern der hiesigen Polizei alle Rekruten übergelaufen, und dürften dabei auch ihre Waffen mitgenommen haben [↩]
- Ein, pardon 17* Verfassungsschutz, allesamt nur noch legitimiert durch alljährliche Verfassungsschutzberichte sind überflüssig. [↩]