Parteitag 0
Das war ein fulminanter Neustart unserer Darmstädter SPD: In ihrer mehrjährigen Zeit als Mandatsprüfungskommission hatte die Genossin noch nie »von 100 eingeladenen 100 anwesende Delegierte« zu vermelden, gab sie zu Protokoll. Im Kontrast zur Demontage ihres eigenen Kandidaten auf dem Nominierungsparteitag der hiesigen Christdemokraten schon ein gutes Zeichen, denn: Wer beim Parteitag, vor Augen und Ohren der Öffentlichkeit, nicht in der Lage ist, seine kurze Zeit zuvor gewählten Delegierten zu versammeln, dem kann mit Fug und Recht ein Mobilisierungsproblem nachgesagt werden.
Wer genau hingehört hat, dem wird das wiederkehrende »Darmstadt gemeinsam entwickeln« aufgefallen sein. Der unter anderem vom designierten Spitzenkandidat unter eifrigem Gebrüll verlautbarte Slogan dürfte der für die kommende Oberbürgermeister- und Kommunalwahl werden. Im Gegensatz zum Anspruch »Wir bewegen Darmstadt.«, dessen Konnotation schon sehr aufdringlich war, gewiss eine gute Wahl.
Kurz vor 21 Uhr, der Parteitag läuft gerade seit eineinhalb Stunden, vergleicht der Genosse neben mir das Präsidium mit der Fernsehshow Muppets, und zwar so laut und aufdringlich das man es auch vor den krächzenden Mikrofonen nicht hätte besser unter die Leute bringen können. Ich identifiziere den sichtlich angeheiterten Parteifreund als den Sprecher der Initiative für die Kandidatur des Amtsinhabers, und bemerke dabei, das der Vergleich der beiden Senioren in der Theaterloge mit dem rot geschmückten Präsidium durchaus visuell stimmig war, inhaltlich und vom Unterhaltungswert her aber glich er und sein weiterer Gast schon eher dem Seniorenduett aus meiner Kindheit. Kasperleverein kommentiert Muppet-Show denke ich bei mir, und bin froh ob der Pluralität unserer Partei.
Den zutreffendsten Kommentar zur Situation der SPD lieferte Karsten Barginda, Sprecher des Arbeitskreis Energie und Umwelt, an diesem Abend: »Zusammen sind wir eine Katastrophe.« meinte der, leicht ironisch, nachdem er sich zunächst als gut in der Darmstädter SPD aufgenommen und angekommen bezeichnete und von den vielen Leistungsträgern unserer Partei schwärmte. »Sozialdemokratinnen und Sozialdemokraten haben in Darmstadt noch nie eine Oberbürgermeisterwahl verloren, und ich möchte das es so bleibt.« war sein Appell und seine Retrospektive in einem. Und auch hier wieder eine Losung die man über den gesamten Abend hörte und an dessen Umsetzung auch ich in den kommenden Monaten und Jahren mitwirken werde „Gemeinsam. Für den Bürger.“
76 Prozent erhielt Oberbürgermeister Walter Hoffmann von diesem Parteitag auf den Weg zur Neuwahl. 20 Genossen votierten gegen ihn, vier enthielten sich ihrer Stimme. Wie schon zu Anfang erwähnt ein den Umständen entsprechend glänzendes Ergebnis für ihn, unsere SPD, und vor allem eines das Vorfreude auf den bevorstehenden Wahlkampf weckt.
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