Verkehrte Welt

Ich verstehe Die Welt nicht mehr. Ja, Die Welt. Da prahlt der Chef des Sorgenkindes aus dem Axel Springer Verlag mit einer fünfstelligen Zahl freiberuflicher Redakteure, die für Die Welt Artikel liefern. Trotzdem scheint niemand dabei zu sein, der die Rubrik Webwelt mit einem sachdienlichen, korrekten Inhalt bedienen könnte. Grund für meine Vermutung: Der Artikel mit der reißerischen Überschrift »Microsoft zwingt Windows Nutzer zum Nachdenken«. Gerade wenn es nach Microsoft gegangen wäre, wären die Nutzer eben nicht gefragt worden. Und das mag nichts Schlechtes sein. Viele, wenn nicht Mehrzahl der Internetnutzer wissen nicht, was ihr Browser ist, Wahlfreiheit darüber ist dem zurfolge weder für sie ein Vorteil, noch für Mitbewerber ein Wettbewerbsnachteil. Der Vorteil ergäbe sich, wenn sie wüssten – oder sich dafür interessierten – was ein Browser ist, und was mit ihm anzufangen wäre. In der Regel dürften aber die Menschen, die mit dem Browser nicht per Du sind seine Funktionen und Möglichkeiten nicht hinreichend erschlossen haben, um zu begreifen warum sie wechselmn sollten und welche Vorteile sich hieraus ergeben. Andererseits wird damit dem stagnierenden Anteil von Nutzern völlig veralteter Browser nicht entgegen getreten, denn diese kommen nicht in den Genuss der Browserwahl Browserchoice, sie sind mit ebenso veralteten Betriebssystemen unterwegs, zum Teil aus den selben Beweggründen wie für den Browser, zum Teil gezwungenermaßen ob veralteter aber unbedingt erforderlicher Software. Nicht zuletzt wird sich nicht jeder Netznutzer in regelmäßigen Abständen einen neuen Computer leisten oder leisten können. Dies Fundament veralteter Versionen vom Internet Explorer, Firefox und auch anderen wird erst der Geschichte angehören, wenn der Zahn der Zeit hieran vollendete Tatsache geschaffen hat.

Der einzige tatsächliche Vorteil der sich aus der Auswahl ergibt ist ein langfristiger, und um auf den Artikel in Die Welt zurück zu kommen: Das wiederum berücksichtigt der Artikel nicht. Aber darauf ist die Tageszeitung mit weniger Bildern und mehr wie kleinerem Texte auch nicht ausgerichtet, sondern vielmehr auf die flüchtige Schlagzeile, und die Befeuerung der Meinung des Mainstream.

Der Artikel ist übrigens noch in anderer Hinsicht falsch, denn es wird behauptet »Das könnte sich ändern: Seit dieser Woche entscheiden Nutzer von Windows 7 selbst, welchen Browser sie parallel zum Betriebssystem installiert haben möchten.« Natürlich richtet sich die Wahlmöglichkeit auch an die Nutzer des etwas älteren Windows Vista. Insgesamt handelt es sich um Techniklyrik auf niedrigstem Niveau, was man eben von Blättchen aus dem Axel Springer Verlag in dieser Hinsicht gewohnt ist. Das die Schlagzeile derart am Thema vorbei geht, ist aber bedauerlich insofern als das sich Microsoft in den letzten Jahren redlich und erfolgreich um eine neue Philosophie im Umgang mit dem Nutzer und der Konkurrenz bemüht. Davon werden die Leser dann vermutlich in vier, fünf Jahren etwas erfahren.

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