Eyjafjallajökull, (Natur-)Gewalt und ihr besonderer Reiz auf Massenmedien

Der Ausbruch des Vulkans auf Island am war vorhersehbar, und so kommt es das die Tageschau ganz nüchtern darüber berichtet. Vom „plötzlichen“ Ausbruch waren andere Massenmedien so überrascht, das sie scheinbar elektrisiert von »weiträumig umgeleiteten oder eingestellten Flugverkehr« und Evakuierungen1, Flucht2 und den Folgen solcher Ausbrüche in der Vergangenheit berichteten, als ginge es den armen Isländern jetzt tatsächlich an den Kragen.

Ausbruch eines Vulkan auf Island

Warum ist natürlich auch klar: Je reißerisch die Schlagzeile, desto eher klickt der Nutzer. Je dramatischer die Einleitung desto wahrscheinlicher bleibt der Nutzer bis zur letzten Zeile hängen. Dabei war der Nachrichtenwert allenfalls auf den Ausbruch beschränkt, und damit die Naturkatastrophe schon abgehandelt. Großspurig von Evakuierung oder gar Flucht zu sprechen kann doch keiner mehr lesen, fortwährende Sensationsgeschichten stumpfen den Leser ab, und der Verlag wundert sich warum ihm diese davon rennen. Dabei gäbe es so viel zu zeigen, wie beispielsweise zwei Videos vom Ausbruch, Tags- und Nachtsüber aufgenommen:

http://www.youtube.com/watch?v=xw5QS3At1sM

(via Island-Blog: Videos vom Ausbruch des Eyjafjallajökull)

Nichts davon in den hiesigen Medien, alles was man zu sehen bekommt ist ein Horrorszenario und ein Agenturbild. Wo ich gerade bei der Qualität deutscher Massenmedien bin, und ihre offenkundige Gewaltgeilheit: Der Schluss liegt nah, das die sich besser verkaufende Sensation die hiesige Presselandschaft endgültig ins Verderben reißt. Vergangene Woche habe ich meine erste Beschwerde an den Deutschen Presserat beantwortet bekommen. Fast wortgleich hatte ein sich selbst als Nachrichtenmagazin vermarktendes Anzeigenblättchen einen Artikel für seinen Onlineauftritt so optimiert, wie ich das sonst im Rahmen von Suchmaschinenoptimierung für redlich halte, wie es aber im Zusammenhang mit dem Freitot einer junge Mutter und ihres Kleinkindes vor einem Zug freundlich umschriebne für eine unverhältnismäßige Geschmacklosigkeit hielt. Viel hatte ich vom Deutschen Presserat auf meine Beschwerde hin nicht erwartet, zu gewohnheitsmäßig ablehnend scheint es seien die Antworten des Gremiums bereits in der ersten Prüfstufe. Der Fall aber war kein Einzelner, und der an „Fakten, Fakten, Fakten“ orientierte Stimmungsmacher längst nur noch der Gewinnmaximierung und nicht mehr der Berichterstattung verpflichtet.

Doch eine Gewissheit bleibt, bei all der Sensationsgeilheit der Massenmedien: Glücklich werden die Verfasser mit ihrem Produkt nicht.

(Bildquelle: orvaratli, Sverrir Thor)

  1. Evakuierungen und Flugverbot nach Vulkanausbruch auf Island []
  2. Vulkanausbruch zwingt Hunderte zur Flucht []
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