Jürgen Rüttgers Feindbild Jürgen Rüttgers
Mitten im Frühling steht Jürgen Rüttgers am Ruhr-Strand und drischt vor aller Leuten den versammelten Medien verbal auf den Schneemann ein, den er eilig aus herangeschafftem Kunstschnee zusammen gebaut hat. Alterierend nennt er den Chinesen und Rumänen, beschimpft ihn als faul und bezichtigt ihn schlechte Arbeit zu leisten, oder bezeichnet ihn als Kommunist der ihm als Vorzeigesozialdemokraten in NRW Amt und Würden rauben und Nordrhein-Westfalen dem Sozialismus zum Fraß vorwerfen will.
In etwa so dürfte das – für Medien und Wähler/innen gedachte – Hirngespinst des Mannes und seiner Partei aussehen, mit dem er im Einwohner-stärksten Bundesland das Ruder herumreißen und die Wahl doch noch gewinnen will, jedenfalls wenn man sich die vorbereitete Musterrede der NRW-CDU ansieht.
Dabei kann dem Mann geholfen werden: Jürgen Rüttgers größtes Feindbild ist immer noch das Zerrbild seiner selbst, zu dem er geworden ist um in Nordrhein-Westfalen an die Macht zu kommen, halbwegs frei politischer Katastrophen und Skandale zumindest eine Amtszeit eine Regierung zu bilden und nun als aussichtsreichste Partei in der Gunst der Wähler/innen zur Wiederwahl anzutreten. Dabei ist der Patriarch aus dem Pott längst ebenso angezählt wie seine Kollegen in Hessen und Niedersachsen, Schleswig-Holstein und Bayern, im Saarland und Hamburg.
Darum prügelt Rütters weiter auf den schwitzenden Schneemann ein, die Masse – und nicht zuletzt manch brauner Mob, beispielsweise in Dortmund – jubelt ihm zu, Mainstream-Medien berichten vom einzigen in der Landespolitik wahrnehmbaren Politiker wie vom Messias1, und mit etwas Glück gelingt es der NRW-CDU „die einstige Sozialdemokratische Hochburg zu halten“, wenn denn die FDP es ins Ziel schafft oder die Grünen, wie in Hamburg, im Saarland und Frankfurt, ihre Ziele und Werte nur flexibel genug auslegen, um Schnittmengen mit der „Atomstrom ist Öko-Strom“-Partei zu finden.
- Hannelore Kraft ist derweil und bis zur Wahl damit beschäftigt, negative Koalitionsaussagen zu treffen [↩]