Wortbruch, der (vom engl. bullshit): populistische Irreführung durch veröffentlichte Meinung und konservative Politik zum Zwecke der Revision linker Wahlsiege

Würde das Unwort des Jahres 2008 in ein Wörterbuch aufgenommen, würde sich folgende Definition aufdrängen:

Wort|bruch, der (vom engl. bullshit): populistische Irreführung durch veröffentlichte Meinung und konservative Politik zum Zwecke der Revision linker Wahlsiege

Beinah zwei Jahre sind vergangen, seit der Souverän in Hessen zwischen einem und hunderten Wahlversprechen eine Entscheidung traf. Damals hievten etwa 5 Prozent der Wählerinnen und Wähler die fünfte Partei ins Wiesbadener Parlament, an ihr vorbei führte damit kein Wahlversprechen von SPD und Bündnis 90/Die Grünen. Denn die damals noch allein-, nunmehr nur noch mitregierende hessische CDU dachte garnicht daran, Roland Kochs Versprechen, Dienstleister des Parlaments zu sein, einzulösen. Wieder so eine arglistige Täuschung von dem Ministerpräsidenten, dem seine lange Nase nicht immer den richtigen Riecher lieferte, denn mit seiner ausländerfeindlichen Hetze im Wahlkampf 2007 bediente er zwar abermals jene rechtskonservative Klientel, die an die Wahlkampfstände der CDU kamen, um »gegen Ausländer unterschreiben« zu können, aber seine Kampagne gegen »Ypsilanti, Al Wazir und die Kommunisten« zog fernab des Ultrakonservativen kaum Wähler an, jedenfalls nicht genug um dem lang unterschätzten Gegner und sein durchdachtes Projekt aus sozialer Gerechtigkeit, visionäre Energiepolitik und Bildungsgerechtigkeit Paroli bieten zu können. Vielmehr machte ihm die Öffentlichkeit gerade in dem Moment einen Strich durch die Rechnung, als sie von der veröffentlichten Meinung befeuert gegen kriminelle Ausländer in Marsch gesetzt werden sollte. Jenes vorschnell als „Phantasterei“ abgestempelten Regierungsprogramm nur an verrauchten Stammtischen und auf nordhessischen Marktplätzen zu zerreden reichte plötzlich nicht mehr, auf den Mattscheiben goss man sinnentleerte Scheindebatten um Machbarkeit einerseits, und Ministerabilität von Ypsilanti andererseits auf, und entzündete zugleich den bekannten xenophoben Sprengsatz auf dem Rücken von Minderheiten. Doch immer mehr erklärten sich bereit, Ypsilanti die Chance zu geben und zugleich Koch abzustrafen.

Zuletzt mussten der hessischen SPD wieder aus den eigenen Reihen, namentlich Wolfgang Clement, Knüppel zwischen die Beine geworfen werden, um den Lauf der Linken Einhalt zu gebieten. In Form einer um Argumente entleerten, dafür umso prominenter platzierte Kollumne des ehemaligen Superministers von Schröders Gnaden. Ausgerechnet in einem der drei zentralen Politikfelder, der Energiepolitik, griff Clement seinen Widersacher Scheer eine Woche vor dem Wahltermin an. Darüber zu spekulieren, wie viele Stimmen allein das Geschwätz jenes schwergewichtigen Politzombies gekostet hat, ist müßig, vor allem weil die dadurch geweckten Zweifel an und die medial allgegenwärtigen Diskussion über die Kollumne ein Vielfaches dessen ausgemacht haben dürfte. Dem über ein halbes Jahr hinweg von allen hessischen Sozialdemokraten vertretenen politischen Projekt haftete dank dieser Kampagne von da an ein Hauch Unglaubwürdigkeit an. Und wer eine Kampagne, wenn auch eine zum größten Teil unterbewust vernetzt funktionierende, in Abrede stellt, ist entweder naiv, hat eine verzerrte Wahrnehmung oder lügt bewust.

Genau ein Jahr ist seit dem denkwürdigen 3. November vergangen. Hunderte politische Analysen sind seither verfasst worden eine ein ganzes Buch schwer. Alle halbwegs objektiven Betrachtungen kommen zu einem die vier „Aufrechten“ entlarvenden Urteil, und trotzdem beschwört mancher – vielfach nicht ganz uneigennützig – die Formel vom „Wortbruch“, allerdings mit schwindender Wirkung.

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