„Subjektives Sicherheitsempfinden“

Subjektives Sicherheitsempfinden verordnet Dr. Wolfgang Schäuble, beispielsweise wenn Bombenanschläge in Indien oder Indonesien Nobelunterkünfte beben lassen, in denen manch deutscher Tourist authentischen westlichen Lebensstil auch im fremder Ferne genoss.

Gestern traf es zwei Häuser internationaler Hotelketten, Monate nach den verheerenden Anschlägen in Indien dieses Mal in Indonesien. Wieder ein beliebtes Reiseland selbst konservativer Globetrotter.

Heute marschieren klassisch senffarben-grün Uniformierte von der Bahnpolizei vom Bundesgrenzschutz von der Bundespolizei neben ihren Kollegen in Hellblau-Blau in Teams aus zwei bis drei Beamten durch den Frankfurter Hauptbahnhof.

Vor dem “Infopoint” der Deutschen Bahn, dem zentralsten Punkt, den tagtäglich zehntausende Pendler und Reisende passieren, kam es eben zu einer grotesken Situation: Von Nordausgang kommend trifft ein Trio ein, während ein anderes Team gerade eine Verdacht-unabhängige Personenkontrolle vornimmt. Vom Nordausgang schlendern auch eine weibliche Kollegin in Senf mit ihren zwei gepanzerten Kollegen dorthin, nicht ohne am Bahnsteigkopf erstmals Halt zu machen und die dort wartenden, offenbar islamischen Gläubigen mit ihren Bärten einer ebensolchen Kontrolle zu unterziehen. Vom Südausgang strebt ein weiteres Team herbei und auf dem Bahnsteig wenige Meter entfernt marschiert ein weiteres Grüppchen am Zug entlang. Insgesamt sind plötzlich knapp zwei Dutzend Polizisten vor Ort, und tragen zur Schau wie wenig Nutzen ihr Auftrag mit sich bringt.

Zugegeben: Grad vor dem Wochenende, am fortgeschrittenen Abend, ist hier zwar weniger Verkehr als am frühen Morgen im Berufsverkehr oder während der Fußballweltmeisterschaft. Hiervon aber ist der Eindruck nicht abhängig, der beim Beobachter hängen angesichts diesen Szenarios hängen bleibt: Subjektives Sicherheitsempfinden verhilft nur zu einem besseren Gefühl. Spätestens wenn in Deutschland aufgrund seiner zunehmend aggressiveren Außenpolitik nicht mehr als Freund und Helfer, sondern als Fremdkörper und Feind empfunden wird, und in der Folge aus der abstrakten Sicherheitslage zu Wahlkampfzwecken wahrhaftige Anschläge resultieren, werden sich all die “Experten” für Inneres, all die beißwütigen Fachleute und Krieg als Entwicklungshilfe ansehende Konservative unangenehme Fragen stellen lassen, auch solche von den leibhaftigen Opfern möglicher Anschläge hierzulande.

Ich persönlich passiere ziemlich häufig der Republik wichtigsten Verkehrsknoten und muss zwangsläufig immer mittendurch. Jeder Polizist mehr, der mir beim Umsteigen im Weg steht, jeder Soldat mehr, der die Sicherheit Deutschlands am Hindukusch verteidigen glaubt, macht mir mehr Angst als alle vermeintlich Fremden und aggressiv bettelnden Obdachlosen. Außenpolitik nach Gutsherrenart und wie in Zeiten des Kolonialismus trägt den Krieg dorthin, wo er vor  Jahrzehnten staatlichem Terrorismus wich.

Danke, Herr Dr. Schäuble, aber schieben sie sich ihr subjektives Sicherheitsempfinden in den Allerwertesten, lassen sie sich gegebenenfalls dabei helfen.

Twittern „Subjektives Sicherheitsempfinden“ via Twitter kommentieren

Ad Blocker Blocker Blocker!

Sie haben keinen Ad Blocker aktiviert, möglicherweise weil sie Kostenloskulturkritiker hereingefallen sind.

Ad Blocker Blocker schaden der geistigen Gesundheit, denn sie verblöden den Kostenloskulturkonsumenten.

Geben sie Ad Blocker Blockern keine Chance.

Installieren sie noch heute uBlock oder ähnliche!