Mainstream-Medien mit Rechenschwäche

Andrea Ypsilanti brach jüngst beim Parteitag der hessischen SPD in Tränen aus, nicht ohne zuvor Medien, Meinungsmacher und die vier Abweichler zu kritisieren. Deren Quittung folgte auf den Fuss, fast alle kritisierten Blätter ließen ihrer Empörung freien Lauf:
Was fällt der SPD eigentlich ein uns vierte Macht im Staat zu kritisieren, wie selbstgefällig ist nur diese Ypsilanti!

Das Darmstädter Echo „errechnet“ »immerhin 89 Prozent«. Nach der »Wut- und Brandrede« gegen alle die Ypsilantis »Weg zur Macht« verhinderten, habe sie »schluchzen« müssen. Dann reduziert das Darmstädter Lokalblättchen die Hessens SPD abermals auf den von der CDU pervertierten Begriff Wortbruch.

Die Financial Times Deutschland beziffert das Wahlergebnis auf »gut 90 Prozent«. Ypsilanti habe »vor allem den drei Abweichlern in der Landtagsfraktion« die
Verantwortung für das Scheitern der hessischen SPD gegeben.

Die Süddeutsche käut ebenso wider, was ihnen vom Präsidium zugeraunt wurde. Dann tut es seiner Konkurrenz gleich und tritt nach: »Ein ordentliches Ergebnis, kein hervorragendes.«

Die Frankfurter Allgemeine Zeitung kann im Regelfall mit Zahlen umgehen, beim Wahlergebnis von Thorsten Schäfer-Gümbel beschränkt man sich auf das Wesentliche, das Falsche vernachlässigt auch gleich jede Nachkommastelle mit runden »89 Prozent«. Post mortem vermisste man angeblich schon im Schattenkabinett schillernde Namen, doch fragt man sich welche schillernden Namen und Persönlichkeiten die Frankfurter Allgemeine Zeitung denn beispielsweise bei der CDU oder FDP ausmacht – Koch, Wolff, Hahn reißen nicht wirklich vom Hocker, weder vom Namen noch von ihrer Persönlichkeit her.

Wer sich im folgenden aus erster Hand oder mittels fairer Berichterstattung über den Parteitag informieren möchte sei auf zwei Dinge hingewiesen, nämlich 1. darauf das sich alle vorgenannten Tageszeitungen ohne Prüfung auf das ihnen zugerufene falsch berechnete Wahlergebnis beriefen, und 2. das von ihnen kritisierte emotionalen Rede von Andrea Ypsilanti vor dem Parteitag der hessischen SPD in Darmstadt inzwischen im O-Ton vorliegt.

Wer nach dieser Lektüre wieder Interesse an unabhängiger Berichterstattung vom Parteitag hat, dem seien folgende Artikel ans Herz gelegt, in denen sich die Journalisten noch die Mühe gemacht haben das Wahlergebnis zu überprüfen und zugleich von jeglicher persönlichen Note absahen:

Die Zeit nennt »mit 89 Prozent der abgegebenen Stimmen« benennt ihr Rechenergebnis richtig, aber vergisst das Wahlergebnis. Appelle der ehemaligen Parteivorsitzenden Ypsilanti an den Parteitag gibt Die Zeit aber vollkommen korrekt und nicht Sinn entstellend wieder.

Netzeitung kann einfache Prozentrechnung.

Die Tageszeitung (taz) gibt das Wahlergebnis mit den Worten »mit 90 Prozent der Delegiertenstimmen gewählt« korrekt wieder. Allerdings läßt sich die taz dann doch etwas von einem dankenswerterweise als Ypsilanti-Kritiker bezeichneten Besserwisser in die Feder diktieren: »So (in der Opposition) hätten wir weitermachen sollen, dann hätten wir eventuelle Neuwahlen auch gewonnen.«

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