Angela Merkels imaginäre Freunde
Dem Kampagnenportal von CDU/CSU, teAM Deutschland, hatte ich mich ja hier und hier angemessen gewidmet.
Jetzt legen die Christdemokraten noch eine Schippe drauf, in ihren Siebenmeilenstiefeln sind sie gerade zielsicher auf dem Weg durch sämtliche sich bietende Fettnäpfchen: Monate lang hatte ihr Kampagnenportal kaum Mitglieder angezogen, die sogenannte »Teamstärke« verharrte im vierstelligen Bereich. Von „aktiven“ Mitgliedern erfuhr man, kaum jemand verirre sich in die Community oder nutze sie ihren angebotenen Funktionen angemessen.
Von heute auf morgen dann meldeten sich plötzlich tausende neue Mitglieder beim »teAM Deutschland« an, als wäre Kanzlerkandidatin Angela Merkel zur Wunderheilerin emporgestiegen und man könnte sich hieran laben. Das Wunder einer Vielzahl anonymer, fortlaufend nummerierter Mitglieder, wie Malte Welding über die Mitgliederliste herausgefunden und dokumentiert hat, wurde in einer ersten inoffizielle Erklärung mit einer Postkartenaktion erklärt.
Wenig später bestätigt jemand von der CDU im »teAM 2009« Blog die wundersame Vermehrung ebenfalls mit einer solchen Aktion per Briefpost, und das man sich auch »auch über offline-Unterstützer« freue. Dumm nur, das diese Unterstützer als aktive Parteimitglieder bereits Unterstützer im besten Sinne sind – und als aktive Parteimitglieder muss man sie offenkundig bezeichnen dürfen, wenn ihr einziger Beitrag auch das Einsenden einer vermutlich vorfrankierten Postkarte ist. Dann aber, so finde ich, hätte man auf das Mailing sogleich verzichten und alle Parteimitglieder als Unterstützer aufführen können.
Damit nicht genug. Auf jene imaginären Freunde angesprochen reagierte man im Konrad-Adenauer-Haus äusserst verschnupft – und half in der sich anschließenden Diskussion ein wenig mit, unter falscher Flagge versteht sich. Genauer: Kommentatoren aus dem Netzwerk der CDU-Parteizentrale gaben sich Sozialdemokraten aus und versuchten die Diskussion abzukühlen. Ben ist hier hervorzuheben, der in einem für Christdemokraten sehr wortreichen Kommentar von einem »klassischen Eigentor« „unserer Partei“ sprach.
Angela Merkels Wasserträger vom webcramp09 – zur Hessenwahl aus der Taufe gehoben – und eine anonyme Masse durchnummerierter „offline Unterstützer“ tragen virtuelle Kämpfe bis hin zum völligen inhaltlichen Offenbarungseid aus. Wäre das nicht genug, legt man Tage später nach und behauptet – unter Zuhilfenahme eines nach bearbeiteten Screenshots – in der SPD Nordkurve, der neuen Kampa, bediene man sich der selben Mittel. Im selben Atemzug fordert man „offenes Visier“, und dem ist eigentlich kaum noch etwas hinzuzufügen.
Wenn Angela Merkel auf inkompetente, reaktionäre Freiwillige und sich per Postkarte anmeldende Unterstützer zum Aufhübschen ihrer Statistik weiterhin verlässt, darf in den kommenden Monaten noch mit der ein oder anderen Posse gerechnet werden.
Im Blog der NRWSPD wird der Blödsinn wunderbar auf den Punkt gebracht: 052784 unterstützt jetzt Angela Merkel.
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