Journalie auf der Jagd
Von dem was ich heute früh von einem Journalist ins Ohr gebrüllt bekam, war ich einigermaßen entsetzt. Angesichts meiner ohnehin vernichtenden Meinung über Mainstream-Medien will das schon was heißen.
Offensichtlich ging es bei dem Karneval angemessener Lautstärke um Maria-Elisabeth Schaeffler. Ihr Name und Konterfei steht dieser Tage stellvertretend so manches Unternehmen in Schieflage. Während die Fahrgäste im Zug in die Bankenmetropole fuhren stand sie mit ihrem Sohn als weiteren Gesellschafter wohl gerade in Verhandlungen mit Gewerkschaftsfunktionären.
»Schäffler will sich vermutlich nicht Gewerkschaftern fotografieren lassen« brüllte der Mann im feinen Zwirn in sein Telefon, sodass man es im voll besetzten RegionalExpress sogar noch auf der unteren Ebene hat verstehen können. Dort wo ich gern gestanden hätte, wenn mir bewusst gewesen wäre was mich hier erwartete, im Doppelstockwaggon über meinem CO2-harmlosen Drahtesel.
Versuche, mich auf meine vor mir ausgebreitete Arbeit zu konzentrieren, scheiterten an der Präsenz meines Mitreisenden, meiner Höflichkeit und einem Deadlock aus »Reisende soll man nicht aufhalten« und gebotener Diskretion gegenüber Telefonierenden. Doch ist es nicht erste Journalistenpflicht als Beobachter zu fungieren, ohne Wertung und auf Diskretion bedacht, sodass ich mir nicht einmal ein schlechtes Gewissen ob der Wiedergabe seiner akustischen Diarrhö mache.
»Wir liegen auf der Lauer.« versicherte sich Mr. Wichtig nochmal am Ende des Gespräch, woraufhin dem feinen italienischen Zwirn mit der Frankfurter Allgemeinen Zeitung im Gepäck noch Dank entfuhr, dafür das sein Gesprächspartner wohl am Verhandlungsort an der Ausfahrt auf sein Opfer wartete.
Surreal wie sich meine Schilderung schreibt und vermutlich auch liest, ist sie mir doch tatsächlich heute früh so passiert. Ob es sich dabei tatsächlich um einen Medienvertreter handelte, oder nur um einen Wichtigtuer, weiß ich indes nicht einzuschätzen. Nur ganz so scheu wie er vermutete scheint Frau Schaeffler nicht – insofern ein begnadeter Schwätzer, der Herr Redakteur, und ganz schön erbärmlich, sein Fotojournalist »auf der Lauer«.
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