Brüssel, Berlin, Berkersheim
Brüssel, Berlin, Berkersheim, so lauten die Stationen der journalistischen Karriere von hr-Landtagskorrespondent Christopher Plass, der zur Zeit zwar im Landtagsstudio Wiesbaden sitzt, von dort aus aber aus dem wunderschönen Frankfurt-Berkersheim zu berichten scheint. Denn obschon Andrea Ypsilanti in Wiesbaden im Landtag sitzt tut sie es in erster Linie für ihren Wahlkreis, ist aus der ersten Reihe zurück ins Glied getreten. Von dort aus sind Ratschläge an die Partei ebenso erlaubt wie aus der Parteibasis und -spitze: Letztlich entscheiden die Delegierten, nicht Ratgeber, nicht Lobbyisten und schon gar keine Journalisten. Trotzdem sieht sich eben hr-Landtagskorrespondent bemüßigt Geschütze aufzufahren, die zuletzt 2008/2009 gegen die hessische SPD in Stellung gebracht wurden, als die „freie“ Presse der Partei 24/7 ordentlich auf die Fresse gab, damals sogar vom öffentlich-rechtlichen Rundfunk, unterstützt durch mittelbar der von BILT zur „ehrlichsten Politikern Deutschlands“ gekürten Politikern nah stehenden Personen innerhalb des hr. Und die selbe Dagmar Metzger stellte sich wenige Minuten nach den ersten Prognosen unweit meiner Wenigkeit vor die Kameras des selben hr, und erinnerte, obwohl sie längst nichts mehr mit der Landespolitik zu tun hatte, an „hessische Verhältnisse“. Das sah der hessische Rundfunk und hr-Landtagskorrespondent Christopher Plass wohl als Weckruf, und verfasste immerhin einen Kommentar, jenen Kommentar der mich so sehr an die finsteren Zeiten erinnerte als Teile der hessischen SPD ihre Abrechnung mit der ungeliebten Spitzenkandidatin anonym in jedes sich bietende Diktiergerät und Kamera bliesen. So viel heiße Luft seinerzeit, von der man dachte sie sei vorbei und der Journalismus hätte aus der einseitigen Hetze gelernt. Nur eine Hand voll vom Wahlergebnis verunsicherter beim Focus, im Axel-Springer-Hochhaus und beim hr sind geil auf Reichweite und zünde(l)nde Kommentare: »politische Dummheit« wird attestiert, Andrea verhalte sich »illoyal« heißt es nur auf sie zugespitzt, Plass wähnt einen »trampelig ins politische Minenfeld ferngesteuerten Ypsi-Klon geschickt«en. Warum wird auch schnell klar: »Vier Jahre sitzt sie stumm in den Landtags-Bänken, wehrt alle Interview-Anfragen ab.« Da ist jemand beleidigt, wird darum beleidigend. Der hr hat Plass nach Brüssel geschickt, und von dort nach Berlin, nun sitzt er in der Landeshauptstadt ohne ICE-Halt und schreibt über die Landtagsabgeordnete für Berkersheim und andere Stadtteile im Norden von Frankfurt. Sie hab so was wie ein Stillhalte-Abkommen gebrochen, das zwischen ihr und der Thorsten Schäfer-Gümbel herrsche, dabei waren es Journalisten wie Plass die es genossen uns Genossen ein Jahr lang daran zu erinnern, das bei Abgeordneten Gewissensfreiheit herrsche, und der SPD unterstellten die innerparteiliche Demokratie mit Füssen zu treten. Das genau die selbe Mischpoke jetzt zu den alten Phrasen greift zeigt wie tief der Hass der veröffentlichten Meinung gegenüber den Linken in den Parteien des linken Parteispektrums sitzt. Der eine Artikel des Christopher Plass und die reflexhaften ausgeschütteten Kübel voll Häme, die über die SPD in den letzten sieben Tagen nieder ging zeigen deutlich das in den Redaktionen noch der Geist herrscht, der der SPD 2009 ihr historisch niedriges Wahlergebnis beibrachte. Die aus der vom Grundgesetz verliehenen Verantwortung eine freie und unabhängige Berichterstattung zu gewährleisten wird nicht mehr angenommen, so scheint es.
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