Der erste Eindruck währt als Vorurteil am längsten
Denke ich an Pakistan, dann ehrlich gesagt zuallererst an ein zwischen Indien und Afghanistan eingekeiltes Rückzugsgebiet bärtiger Terroristen, den zugleich wichtigsten Verbündeten der USA im Krieg gegen den Terror, ein Land mit einer instabilen Regierung und an eine selbst legitimierte Atomnation. In erster Linie fallen mir also keine Gründe ein, warum das Schwellenland sich langfristig vorteilhaft entwickeln sollte: Voreingenommenheit aber ist bei aller gebotenen Skepsis ebenso wenig guter Ratgeber wie es rosarote Brillen sind. Für diejenigen, die sich um eine Perspektive für Pakistan bemühen, hat es jüngst einen herben Verlust gegeben. Eine solche Perspektive nämlich bietet IT, für das ja eher der Nachbar Indien bekannt ist. Arfa Karim Randhawa, als „Wunderkind“ gefeierte Computerexpertin, die nun
im Alter von 16 Jahren an einem Herzinfarkt starb, war ein eindrucksvolles Beispiel dafür, das sich der Wille zur Veränderung und zur selbstbestimmten Zukunft trotz aller widriger Begleitumstände durchzusetzen vermag. Und als solche Inspiration wird die junge Frau in Erinnerung bleiben und Hoffnung spenden. Das der erste Eindruck trotzdem als Vorurteil in den Köpfen zurück bleibt, bis das Gegenteil belegt ist, lässt sich an mir und meinem Urteil über Qualitätsjournalismus ablesen: Im Artikel schreibt die Frankfurter Rundschau ab, Randhawa sei jüngste Microsoft-Mitarbeiterin gewesen. Die schnell herausposaunte Falschinformation von dpa hat man bis zur Stunde nicht korrigiert. Und so bleibt bei aller Hoffnung für Pakistan Hopfen und Malz für den hiesigen Qualitätsjournalismus verloren.