Die Reisefreiheit der Energieriesen

Wohin führt uns Knappheit fossiler Resourcen, wenn nicht in die Nutzung erneuerbarer Energien. Diesem ausgetretenen Pfad folgt Angela „Atom-Angie“ Merkel nun dem Verbraucher, den Unternehmern und Kommunen hinterher, die allesamt längst vom Nutzen natürlicher, frei Haus gelieferter Resourcen profitieren. Ob das der Hausbesitzer mit Zellen auf dem Dach, Windkraftanlagenkonstrukteure und -betreiber sind, alle haben der Kanzlerin voraus, worauf sie jetzt mühsam inszeniert hinarbeit: Atomkraft ist nicht das Mantra diesen Jahrtausends. Das Problem nur: Geleitet wird die Kanzlerin nicht von eigenen, sondern den Ideen anderer. Und da der Besuch in Vorzeigeunternehmen und -institutionen in Sachen Erneuerbare Energie eine Seite einer Medaille sind, deren andere Seite erst durch diese Reise geprägt werden soll. Das neue Leitbild steht schono fest, und es ist das Standbild des letzten Jahrtausends: Wir fünf (Energieversorger) besorgens euch, sonst keiner. Die „“Kanzlerin aller Deutschen“ mit Hang zur Atomkraft“ wird in die Geschichte eingehen, als die Kanzlerin die den Energieriesen mit Fünfmeilenstiefeln unterwegs gen Laufzeitverlängerung entgegen kam. Denn das einzige Fazit dieser Reise wird sein, das die Häppchen für die Journalisten wieder vorzüglich geschmeckt haben, sich Angela Merkel die Augen für Sonne, Wind und Wasser öffneten, und wir über unsere sagenumwobene Grundlast gelebt haben – die natürlich nur unsere großartigen fünf Energieriesen mittelfristig befriedigen können werden.

Dabei müsste Merkel auf eine ganz andere Reise gehen, anstatt eine rein populistische Energiereise nach Maßgabe der Energieriesen zu gehen, zum Beispiel auf eine Zeitreise, in ihre Zeit als Umweltministerin unter ihrem Ziehvater Helmut Kohl. Damals kam auf den Tisch, das mit Asse, dem experimentellen Endlager, an dem sich die Energieriesen unter keinen Umständen beteiligen wollen, weil der Export von Brennelementen ja ohnehin gerade in Mode kommt, nicht alles so in Ordnung ist, wie man das für ein derart Forschungsprojekt und noch zudem für eine Zukunftstechnologie, so man die Endlagerung und das „Aus den Augen, aus dem Sinn“ als solche missinterpretieren möchte. Drum verschwand, was auf den Tisch kam, schnell in der Schublade.

Wohin Merkels Reise wohl auch nicht führen wird, obwohl sie an hunderten Messstellen vorbeigefahren wird: Am Radioaktivitätsmessnetz des Bundesamtes für Strahlenschutz, dessen Messwerte sogar als Karte online verfügbar sind. Damit könnte man von überall dort, wo der Supergau nicht ist, verfolgen, ob der ganze Dreck zu einem zieht, oder die entfernte Verwandschaft in naher Zukunft gesundheitlichen Problemen aufgrund von Strahlenkrankheiten ausgesetzt sein dürften. Es folgt keine Durchsage der Bundesregierung: «Unsere Kernkraftwerke sind die sichersten auf der Welt.« Und Roland Koch hat noch nie in seinem Leben gelogen. Biblis ist am Netz, und wir hocken mittendrin. Dankeschön, Dagmar Metzger, Jürgen Walter, Carmen Everts, Silke Tesch für die Verhinderung einer neuen (Energie-)Politik, Danke für den Bremsklotz und zehntausende Arbeitsplätze die man in dem Sektor jetzt in die Tonne treten kann, weil Kernenergie eben sogar die Entwicklung erneuerbarer Energien beeinträchtigt, bislang noch ein Wachstumsmarkt in Deutschland.

Das Biblis am Netz ist, ist nun keine Nachricht mehr. Biblis ist aber bei weitem nicht der einzige Pannenreaktor, im Süden wäre da beispielsweise Isar 1 zu erwähnen, das letzte Woche so massiv in den Nachrichten präsent war: Die durch Korrosion hervorgerufenen Spannungsrisse ‚in begrenztem Umfang an verschiedenen Komponenten‘ im Kernkraftwerk Isar 1 bei Landshut haben inzwischen zu drei meldepflichtigen „Ereignissen“ – im Volksmund Störfall – geführt. Das bescheinigt nicht irgendwer, das bescheinigt der TÜV Süd in einem nicht öffentlichen Gutachten. Angela Merkel wird auf ihrer Energiereise auch da nicht Halt machen.

Derweil fürchtet Kernenergieriese RWE um seine Milliardengewinne, wegen einer allenfalls angedachten Brennelementesteuer – die nicht einmal in der Lage wäre Zwischen- und Endlager zu finanzieren, in denen die abgebrannten Brennelemente letztlich für ein paar zehntausend Jahre abgestellt werden sollen. Das ist übrigens der selbe Konzern, der soeben seine Verlängerung für den Pannenreaktor Biblis auf dem Silbertablett serviert bekam. Das Kernkraftwerk, das aus den Schlagzeilen nicht mehr wegzudenken ist, muss im nächsten Jahr nicht mehr vom Netz, und ob bis dahin der von Rot-Grün verhandelte Atomausstieg nicht längst durch ein wachsweiches Ausnahmenpaket ad absurdum geführt wird, steht noch auf einem nicht ausgedruckten Gesetzentwurf. Das Angela Merkel inzwischen dem Konzern gegenüber einknickt, und heute zugleich vollmundig einen massiven Ausbau von Windenergie fordert ist nicht mehr nur eine Farce, sondern ein wohl inszenierte Verarschung der Öffentlichkeit und eine Frechheit.

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