Rent a Tillich, bei der Denkfabrik Sachsen
Langsam sollte sich die CDU überlegen, einen eigenen »Marketplace« anzulegen.
Nachdem bekannt wurde, das Audienzen bei Jürgen Rüttgers für gerade mal 6000 Euro zu haben sind, steht nun auch Stanislav Tillich unter Verdacht von seiner eigenen Partei eingepreist worden zu sein. Die verbittet sich zwar die eigenen Sponsorin-Praktiken mit denen des Parteifreundes aus Nordrhein-Westfalen verglichen zu wissen. Aber ganz von der Hand zu weisen ist eine gewisse Ähnlichkeit nicht.
Was man dort zuletzt erwarten würde ist eine Denkfabrik, die CDU Sachsen aber hat so etwas namentlich institutionalisiert. Nach der zweiten Wiederholung, sagt der Volksmund – dem in Sachsen genau zugehört wird, werde aus einem Format in der Regel Tradition. Und die Denkfabrik Sachsen, um die es dabei geht, ist so eine.
Im Preismodell der Sachsen ist auch für kleines Geld was zu bekommen: Ab 500 Euro ist nicht nur der Zugang zur Veranstaltung gesichert, sondern der Geldgeber Sponsor. Für 3900 Euro, so gehe aus dem Spiegel vorliegenden, unverbindlichen Angebot hervor, seie eine Erwähnung in der Rede des Ministerpräsidenten erwartbar, für 8000 Euro könne man mit dem Stanislav Tillich ein »separates Fachgespräch« führen. Wer da nicht an Hinterzimmer denkt, der stemmt sich mit aller Kraft von innen gegen dessen Tür.
Die sächsische CDU weiß sich, Stanislav Tillich und den Freistaat zu vermarkten. Ein Interessenkonflikt ergibt sich daraus nicht. Wenn jemand allerdings so empört reagiert, stellt sich schon die Frage, ob es noch um Schadensbegrenzung geht, oder ob man nicht ahnt, das aus einer Affäre eine Staatsaffäre werden könnte. »Rent a Rüttgers« jedenfalls ist keine, weil Jürgen Rüttgers längst Geschichte ist. in Sachsen regiert die CDU seit der friedlichen Revolution namens Wende, der sehr unfriedliche Zeiten für die das politische Spektrum links der Mitte zur Folge hatte. Destabilisiert das in Frage stehende Verhalten der Parteispitze die staatstragende Union, könnte das den Freistaat ins Wanken bringen. Denn die Sachsen sind nicht nur die eine Partei an der Spitze gewohnt – vor der Wende genau so wie nach der Wende. Sachsen ist auch Hort rechtsextremer Horden und Nazis in Nadelstreifen mit zweistelligen Prozentwerten bei Umfragen und in Landtagswahlen. Geriete die rechtskonservative CDU ins Wanken, verlöre sie vor allem an das Spektrum rechts der Mitte.
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