Wahlanreize schaffen statt Nichtwähler bestrafen

Wahlrecht ist ein Geschenk, man sollte es nicht einpreisen. Weder fördern Strafen ein demokratischeres Ergebnis, schließlich würden ihre Verursacher ganz sicher abgestraft, noch wäre ein monetärer Bonus für Wählerinnen und Wähler ein gutes Signal für eine gesunde Demokratie.

Weltweit wird um das Recht auf freie Wahl gekämpft, Wählerinnen und Wähler präsentieren der interessierten Weltöffentlichkeit stolz ihren farblich markierten Daumen, zum Zeichen das Wahlrecht wahrgenommen zu haben.

In Deutschland werden Wahlen im öffentlichen Raum durchgeführt, nicht in aller Öffentlichkeit. Natürlich kann man das Wahlregister einsehen und auch nur als Beobachter in die Wahllokale einlaufen, aber Wählerinnen und Wähler werden an einen Ort eingeladen, an dem sie sich in ihrer eigenen Schulzeit geschworen hatten nie wieder zurückzukehren, oder an den sie dank ihr eigenen Nachkommen nur auf deren Feher aufmerksam gemacht werden: öffentliche Bibliotheken, Schulen oder das Rathaus beispielsweise. Alles Orte an die man im Regelfall ungern geladen wird, es sei denn man war ein elender Streber oder hält eGovernment für eine ansteckende Krankheit.

Dabei gibt es zu den angestaubten städtischen Immobilien Alternativen, für den zehnstündigen Prozess einer Wahl wird man dabei nicht einmal ein schickes Ladenlokal anmieten und ausstaffieren müssen, im Grund genügt es mit der Wahlurne, die im Vorfeld des Wahlsonntag ohnehin schon im Rathaus abgestellt ist, hausieren zu gehen. Warum verlegt man Wahlen nicht an populärere Orte als einen Klassenraum, der die Wählerinnnen und Wähler nur allzu sehr daran erinnert, wie wenig in unserem Land für Bildung ausgegeben wird: Über den Wahlurnen rieselt im schlimmsten Fall unentdecktes Asbest auf den Wahlberechtigten. Öffentliche Orte, an die es den mündigen Staatsbürger nicht nur am Sonntag zieht – im Sommer im Freibad, auf öffentlichen, noch nicht kommerziell ausgeschlachteten Plätzen oder sogar im Zoo, im Winter beim Eishockeyspiel, im Einkaufszentrum oder im Kino. Das Wahlregister, die Wahlurne und ein hierfür gedachtes Mobiliar (mobile Wahlkabine) dienen zudem als neutrale Werbefläche für den eigentlichen Wahlsonntag (»Wählen gehen! 24.12.2012 Europawahl.«). Denn sind wir doch mal ehrlich, den Wahltag verpassen viele nicht weil sie politikverdrossen sind, sonddern weil sie sich nicht für eine Partei entscheiden können, oder weil sie nicht wählen können wann und wo sie wollen.

In Zeiten in denen man 24 Stunden lang DVD, Chips und eine Flasche Wein an der Tankstelle beschaffen kann, wenn aus dem Kinoabend nichts wird, sind öde Wahllokale so anziehend wie Fusspilz.

PS: Die Bestrafung von Nichtwählern ist ohnehin undenkbar, weil hieraus ein Nichtwählerverzeichnis hervor ginge. Gleiches gilt natürlich für die Belohnung von Wählern.

Ad Blocker Blocker Blocker!

Sie haben keinen Ad Blocker aktiviert, möglicherweise weil sie Kostenloskulturkritiker hereingefallen sind.

Ad Blocker Blocker schaden der geistigen Gesundheit, denn sie verblöden den Kostenloskulturkonsumenten.

Geben sie Ad Blocker Blockern keine Chance.

Installieren sie noch heute uBlock oder ähnliche!