Landesfürsten
Hessen: Roland „brutalsmögliche Aufklärung“ Koch
Gerade „zwischen den Jahren“ bemerkt man, wie schnell die Zeit vergeht, vermutlich weil sich dann die Leben der Meisten entschleunigt. Zehn Jahre beispielsweise sind seit folgendem Zitat vergangen, das ein seinerzeit noch weitgehend unbekannter Provinzpolitiker über die Finanzen seiner Partei zu Protokoll gab:
Nach Befragung aller, die damit zu tun haben und damit zu tun gehabt haben, durch den Generalsekretär gibt es keine Buchungen, Zahlungen und anderes außerhalb der ordnungsgemäß geprüften Buchführung der hessischen CDU.
Wer hat das gesagt? Klar, Koch. Der Mann mit dem zweifelhaften Verhältnis zur Wahrheit, dem politischen Feingefühl eines Jürgen W. Möllemann, und der Agne eines Teenagers. Koch hat sich, trotz aller Fehltritte bis heute ins Amt geretttet, obwohl die Luft inzwischen arg dünn geworden ist. Selbst die von diesem Zitat begleitete Schwarzgeldaffäre1 seiner Partei konnte dem Patriarchen nie etwas anhaben: Kritik verhielt sich Koch wie Djaröh zu Keramik. Im Gegenteil, wurde er in seiner Verschlagenheit immer schlimmer, halste er jüngst Merkel Köhler im Tausch gegen Jung auf, eine Personalie an der sich die „Kanzlerin der Herzen“ noch ausbeißen wird.
Schleswig-Holstein: Peter-Harry „Tanz- und Brummbär“ Carstensen
Wer erinnert sich nicht an den Wahlkampf in Schleswig-Holstein Mitte des Jahres? Brummbär Peter-Harry Carstensen und sein Koalitionskollegen Ralf Stegner waren nie Freunde, ihr Bündnis war eines zum Zweck, und gerade in den letzten Monaten von frostiger Kälte gekennzeichnet. Jede Gelegenheit für einen verbalen Schlagabtausch kam Carstensen, Stegner auf jedem nur nicht dem höchsten Niveau – manchmal sogar unter der Gürtel – zum Gegner zu erklären. Carstensen störte sich dabei nicht daran, das sein erklärter Gegner im selben Boot saß, er paddelte stets munter in eine andere Richtung, solang nur Stegner dabei genug Spritzwasser abbekam. Zuletzt kündigte die Koalition zum Gefallen der Medien, die stets ein viel zu ruhiges Superwahljahr bemängelten. Niemand störte sich daran, das bei all dem Budenzauber in der Regierung die Wirtschaftskrise tobte und das landeseigene Bankinstitut, die HSH Nordbank ordentlich Schieflage hatte.
Dann stand plötzlich Merkels neuntes Weltwunder „Wachstumsentschleunigungsgesetz“ vor der Türe, verbundenen mit allerlei Mindereinnahmen für die Länder, und Charstensen, plötzlich in Koalition mit der FDP, gab plötzlich den Tanzbär: Mit Schleswig-Holstein komme das Gesetz nicht zustande, döhnte es über Wochen, und am Tag vor der Abstimmung dann im Bundestag ward der Tanzbär besänftigt. Natürlich war all das wieder dem Showtalent des „Peter-Harry“ zu verdanken, was Kurt Beck jüngst mit einem Gedicht von Eugen Roth trefflich kommentierte:
Ein Mensch, den es nach Ruhm gelüstet, besteigt, mit großem Ruhm gerüstet, ein Sprungbrett – und man denkt, er liefe nun vor und spränge in die Tiefe, mit Doppelsalto und dergleichen der Menge Beifall zu erreichen. Doch lässt er, angestaunt von vielen, zuerst einmal die Muskeln spielen, um dann erhaben vorzutreten, als gelt’s, die Sonne anzubeten. Ergriffen schweigt das Publikum – Doch er dreht sich gelassen um und steigt, fast möcht’ man sagen, heiter und voll befriedigt von der Leiter. Denn, wenn auch scheinbar nur entschlossen, hat er doch sehr viel Ruhm genossen, genau genommen schon den meisten – was sollt er da erst noch was leisten?
- mehr zur Schwarzgeldaffäre bei der SPD Hessen [↩]