James von Brunn
Meinungsfreiheit ist ein hohes Gut, in den USA mehr denn anderswo. Legaler Waffenbesitz ebenso. James von Brunn hat von Beidem Gebrauch gemacht, doch das war ihm nicht genug.
Ausgerechnet als 88-jähriger wollte der Holocaust-Leugner wohl als Märtyrer in die Geschichte eingehen, so scheint es. Mit einem gezielten Schuss auf das Wort Holocaust auf dem Eingang zum »Holocaust Memorial Museum« wollte er der Nachwelt wohl eine Nachricht hinterlassen, doch so weit sollte es nicht kommen. Zwar gelang es ihm, einen der Wachleute zu erschießen. Mit seinem eigenen Leben ist der wahnsinnige Rentner aber davon gekommen.
James von Brunn steht für viele Nazis und Neonazis, Rechtsextremisten und Faschisten, Antisemiten und Holocaust-Leugner denen spätestens seit dem Bürgerkrieg alles Fremde Ursache ihres eigenen Versagens als Ursache zu genügen scheint. Rechtsextreme Rentner wie er werden es in Zukunft öfter auf die Titelseiten schaffen, schließlich bleibt deren ökonomische Situation von der Wirtschaftskrise nicht unbeeinflusst.
Verblendete Nazis gibt es aber nicht nur im „Wilden Westen“, wirtschaftlichen Zusammenbruch können wir auch vor unserer eigenen Haustüre im „Wilden Osten“ beobachten. Ausgerechnet dort zeichnet sich seit der Wende eine Ideologisierung ab, an deren Anfang „nur“ ein paar Schmierereien an Häuserwänden und jede dritte Wählerstimme für radikale Parteien stehen.
Wenn sich jedoch die Wirtschaftskrise ab kommendem Jahr richtig entfaltet, und wenn CDU/CSU den Willen der Wählerinnen und Wähler weiter missachten und nicht gegen Neonazis in Nadelstreifen vorgehen, werden in ein paar Jahren auch in deutschen Parlamenten wieder verfassungsfeindliche Verbrecher ein Wörtchen mitzureden haben und verblendete Altnazis ihre Waffenschränke plündern um in Berlin das Holocaust-Museum aufzusuchen. Belege für eine Militarisierung der Szene gibt es längst genug, und ein rüstiger Waffennarr hat dies Jahr bereits einen Amoklauf hingelegt – ohne zuvor ein virtuelles Killerspiel gespielt zu haben.
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