Final fatal
Nazis verdienen unser Mitleid. Wenn Populärpatriotismus und Instantnationalismus bei Abpfiff enden, sind schwarz-rot-goldene Fähnchen schneller vom geliebtem fahrbaren Untersatz runter, als die kleinen Zettelchen, die seit einigen Jahren regelmäßig für den Ankauf der eigenen Karre werben. All die neuen Freunde, denen bei Anpfiff die deutsche Nationalmannschaft als verbindendes Glied gefällig genug ist ein wenig vermeintlichen Nationalstolz zu entwickeln, legen den im Anschluss an das Turnier sogleich wieder ab. Nicht einmal den Rausch des letzten Spiels überdauert das Gemeinschaftsgefühl, manchmal aber kommt es während dieses Rausches in Verbindung mit der zwangsläufigen Enttäuschung zur unfreiwilligen Offenbarung des eigenen Wesens, wie ich das beobachten musste als Deutschland bei letztjähriger Europameisterschaft unterlagt.
Nicht nur das im leeren Tunnel nach dem Abschiedsspiel „unserer“ Nationalmannschaft plötzlich nationalsozialistische Schmierereien im Tunnel unter Darmstadt zu finden waren. Auch hatte ein „Fan“ lauthals „seine“ Farben, „schwarz-weiß-rot für immer“ in die Darmstädter Nacht zu singen begonnen, wovon ihn seine blonde, blauäugige Begleitung nicht ebenso wenig wie vom Hitlergruß – strafbar nach §§ 86, 86a StGB als verfassungswidrige Propagandamittel und verfassungswidrige Kennzeichen.
Nationalisten ertragen diesen demokratischen Staat nicht, der verfasste Staat aber ist nur eine institutionalisierte Form derer die ihre Fahnen wiederum nach Spielende abgeben.
Nationalstolz light, all die schwarz-rot-goldenen Fahnen, Hüte, Irokesenzweitfrisuren, die noch in der selben Nacht den Kehrwagen zum Opfer sind und bleiben Saisonartikel, die in zwei Jahren wieder in den Regalen stehen.
Nationalisten hingegen brüten in ihren kleinen stinkenden Hinterzimmern bis ihnen ihr Alkoholpegel erlaubt aus sich heraus zu gehen.
Nazis, Nationalisten und Rechtsextreme verdienen daher unser Mitleid. Wir sollten ihnen helfen die Finger vom Alkohol an ein gutes Buch zu legen.