Edward Snowden: Permanent Record
Edward Snowden ist jetzt drei Präsidenten lang im Exil. Erst jetzt habe ich es geschafft, Permanent Record zu lesen.
Im Permanent Record wird Jedermanns digitales Leben aufgezeichnet. Angefangen von den Stammdaten eines jeden, mit seiner Sozialversicherungsnummer als erstes Identifikationsmerkmal noch vor dem Vornamen, über Verlaufsdaten wie der zur letzten besuchten Location auf Google Maps, im realen Leben und laut seiner Korrespondenz bis hin zum daraus abgeleiteten Avatar seiner selbst, der dich besser beschreibst als du es könntest. Denn all das wird miteinander in Verbindung gebracht. Kontext is king.
In seinem Buch Permanent Record zeichnet er seine persönliche Lebenslauf. Man liest also auch darüber, dass seine Veranlassung zum Militär zu gehen dieselbe wie für Millionen andere war: Der erste Angriff auf die USA auf eigenem Boden. Aber er malt auch seinen Stammbaum auf, der tief verwurzelt in der amerikanischen Geschichte ist und bis zu ihrer Gründung zurückreicht. Umso mehr erstaunt sein Wandel auf den ersten Blick, umso weniger überraschen dürfte aber auf den zweiten Blick, dass das, woraus die USA zu werden droht, seinen Widerstand heraufbeschwor.
Spannend fand ich persönlich noch, was uns eint. Und damit meine ich nicht unser beider Ablehnung jener #Überwachungsstaatengemeinschaft, die sich in den letzten Jahrzehnten gebildet hat, sondern vielmehr wie wir beiden mit IT in Berührung kamen. Und damit meine ich nicht nur die bloße Aneignung der unnahbaren Kisten, die damals noch lange nicht „on every desk“ waren.
Mir war alles rund um den Computer immer so leichtgefallen, dass ich meine Fähigkeiten kaum ernstgenommen habe und weder Lob dafür noch Erfolg damit haben wollte.
Edward Snowden: Permanent Record; S. 123, 2. Absatz
Genau so ging es mir eine lange Zeit lang. Ich kam mir vor wie ein Betrüger, je mehr Geld und Anerkennung ich damit verdiente, was mit in den Schoß gefallen schien. Heute würde man sowas Imposter‑Syndrom1 nennen.
- Clance, P. R., Imes, S. A. (1978). The Imposter Phenomenon in High Achieving Women: Dynamics and Therapeutic Intervention. Psychotherapy: Theory, Research & Practice , 15 (3), 241–247.
[↩]
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