„Wilfried Karl“

„Wilfried Karl‘ klingt wie ein Deckname.

„Wilfried Karl“ dürfte es aber gar nicht sein, denn seine „Karriere“ beim Bundesnachrichtendienst, Technische Aufklärung, hat er an den Nagel gehängt. Hängen müssen, denn ja: Das ist der Bereich, der für die massenhafte Ausspähung von Bundesbürgern seit Jahren in den Medien diskutiert wird.

Und im Haus- und Hofmedium der Kanzlerin, deren Kanzleramt der Bundesnachrichtendienst direkt unterstellt ist, gibt der neue Chef von Zitis ein Exklusivinterview.

Ein Exklusivinterview mit einem Krawatte tragenden „Wilfried Karl“, der im selben Interview mitteilt, das in seiner neuen „Behörde eine neue Kultur „ohne Schlips und Kragen“ herrschen“ solle, mit seinem Konterfei, das um die Krawatte ? beschnitten wurde. Dabei bestimmt das Bild das Framing, in dem das Interview stattfindet, ganz maßgeblich: Einerseits will er hemdsärmlig daher kommen, andererseits trägt er Hemd; einerseits will er nun Grundrechte achten, andererseits alle Bundesbürger ganz legal ausspähen; einerseits gibt er sich als Mitverantwortlicher im BND-Skandal geläuterter Spitzel, andererseits nimmt man ihm nicht ab das er jetzt als personifizierter Bürgerrechtsschutz daher kommt – insbesondere wenn man sich Fragen, Antworten und das zwischen den Zeilen genau durchliest, nämlich das man sich aller Mittel bedienen werde, um den Zweck zu erreichen, nämlich in letzter Konsequenz in die persönliche Kommunikation wirklich jedes einzelnen Bundesbürgers einsehen zu können. „Wilfried Karl“ wirkt in seinem Exklusivinterview für Springer wie Mielke im Neuen Deutschland, und das Bild macht es eben nicht besser: Wenn man obiges an der gestrichelten Linie abschneiden würde, sähe man auch einen niedlichen Hund, denn man streicheln würde; wenn man das ganze Bild sieht, dann nur einen Business-Kapser, dem man nicht einmal die Hand schütteln würde, weil man denkt er beißt einen.

Personalgewinnung, das gibt „Wilfried Karl“ unumwunden zu, falle seiner Behörde so schwer „wie allen“. Die ersten elf*x der ersten 60 Mitarbeiter seien neu eingerichtete Lehrstühle an der dem Bund zugeordneten Bundeswehruniversität.

Besonders interessant wird das Interview als „Wilfried Karl“ darauf antwortet, wie er das „Spannungsfeld“ betreten will, das sich zukünftig zwischen BSI, das Sicherheitslücken finden soll, darüber zu informieren und Zitis, das die Sicherheitslücken ausnutzen will: Will er gar nicht. Die Ministerebene und also Innen- und Kanzleramtsminister sollten das besprechen, oder anders ausgedrückt: Seine neue Behörde wird gute Argumente suchen, die ihr bekannt gewordenen Sicherheitslücken offen zu lassen, vorgeblich um Kriminellen nachzustellen.

Und um auf die Militärhochschule zurückzukommen: Die Nähe dazu stellt auch klar das auch das neue Betätigungsfeld Deutschlands bekanntestem Spion und Spitzel nicht an Öffentlichkeit interessiert ist. Hier lehrt nicht unbedingt wer unter den Radikalenerlass fallen würde, hier studieren keine humanistischen Altruisten mit der Absicht die Welt ein bisschen besser zu machen. An der Münchner Hochschule wird belehrt, wie man Feinde bekämpft.

Und um auf die Kanzlerin zurück zu kommen: Freunde bespitzelt man nicht, hat sie einmal gesagt.

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