The Day After, Ein Tag im Arsch
Ich wollte anders als einer der Helden meiner Kindheit nie Feuerwehrmann werden, sondern Lokführer. Heute frage ich mich: Hätte ich damals gelebt, wäre ich einer der Reichsbahn geworden? Deutsche lieben Monologe, dann müssen sie selbst nichts und können also auch nichts Falsches sagen; aber es hat auch einen anderen praktischen Nutzen, etwa wenn sie jemandes Meinung annehmen können Deutsche lieben diese Meinungsmacher, weil sie ihnen abnehmen, sich mühsam eine eigene zu machen. Eingebildet ist sie das dann sogar, wenn Mm. es geschickt anstellen. Deutschland könnte damit leben, wenn das alles bliebe. Aber der Mechanisms wird ja nunmal nicht nur zum Zweck der Meinungsbildung Dritter, sondern langfristig zur Macht über andere Dritte zweckentfremdet. Das TV-Duell hat es vorgemacht: Merkel und Schulz debattierten über die Hälfte der Sendezeit über ein Thema, das die so genannte Alternative für Deutschland eindeutig besetzt. Und obwohl Frauke Petry nicht persönlich beim ersten Duell zugegen war: Ideologisch war sie es. Flüchtlinge seien ein Problem, Mauern – graduell unterschiedlich mal mit und ohne Todesschützen die Lösung. Das war was zur Wahl stand, wohingegen den Duelanten auch von wohlmeinenden Kommentatoren ein Duett attestiert wurde. Die unsichtbare Dritte konnte das Duell also für sich verbuchen, weil die beiden Koalitionäre auch auf den letzten Metern beim Wahlkampfendspurt Konsenz und Kompromisse der letzte Legislatur vorlebten statt Differenzen zu benennen und Demarkationslinien zu ziehen. Wenn dann 13% sagen, denjenigen die das Mittelmeer unter Lebensgefahr überwunden haben sei an den befestigten Europäischen Außengrenzen mit Waffengewalt zu begegnen, dann macht es das nicht besser, aber prompt finde ich die trotzige Antithese, um Sachsen eine Mauer zu bauen plötzlich weniger trotzig. Man hat die Rechten nicht ausgrenzen wollen, obwohl sie ausgrenzen wollen. Man wollte sie ernst nehmen und zu Wort kommen lassen. Und das wurden sie sattsam, auf besten Sendeplätzen und above fold in Millionenauflage. Umarmen und Umgarnen hat nichts gebracht. Im Gegenteil: Je mehr man sie gewähren ließ, desto kruder wurden die Thesen und umso radikaler das Personal. Und in diesem Jahr erhob die Partei die Kontroverse mittels Skandalen zum Wahlkampfmittel, während die Große Koalition sich des Konsenz als Mittel zum Selbstzweck bediente.
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