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2008 überlies die SPD im Bund den Landesverbänden noch großzügig die Entscheidung über Bündnisse mit Die Linke. Wenig später trieb der vereinte „Qualitätsjournalismus“ dafür die hessische SPD und Andrea Ypsilanti vor sich her, die sich mit ihrer Festlegung gegen eine Zusammenarbeit mit Die Linke etwa 8.000 Wählerstimmen zu weit aus dem Fenster gelehnt hatte. Damit das Wahlergebnis auch im Sinne des rechten Lager ausfiel, musste sogar der ehemalige „Superminister“ Wolfgang Clement eine Woche vor dem Wahlsonntag Partei gegen seine eigene Partei ergreifen. Als die konservative Hannelore Kraft in Nordrhein-Westfalen das selbe Kunststück vollführte, übten sich die selben Demagogen, die einer Regierung unter Tolerierung von Die Linke in Hessen eben noch den Garaus trieben, in vornehmer Zurückhaltung. Erst als wiederholt ein verfassungswidriger Haushalt vorgelegt wurde, wurde langsam die geballte Kompetenz von Kraft als auch das Bündnis in Frage gestellt. In Berlin ging sogar ein langjähriges Bündnis von Die Linke mit der Berliner SPD zu Ende, und wo vorher Gysi mit Wowereit regierte regiert seither christdemokratische Lethargie und BER.
Nur knapp zehn Jahre zuvor hatte sie mit Lafontaine ihren Vorsitzenden verloren, der seine Chance und den Parteivorsitz bei Die Linke ergriff und einen Gutteil der rund 300.000 der SPD im Rahmen der Agenda-Politik ihren Rücken kehrenden Mitglieder abgriff. Seither bedient man im politischen Berlin eine Mär von verletzten Gefühlen, persönlicher Überforderung und Rache. „Lafo“ habe sich als Bundesminister übernommen wurde kolportiert, dabei war die wenn auch kurze doch frühe und deshalb so wichtige Amtszeit eher von positiven Kritiken geprägt. Sowohl Eichel als auch Steinbrück stellte der journalistische Wirtschaftsteil zwar ein gutes Zeugnis aus, das allerdings meist der Haushaltskonsolidierung und des Krisenhaushalt wegen. Lafontaine hingegen wurde im Gegensatz dazu Visionen attestiert, was ob der kurzen Amtszeit keiner Prüfung standhalten braucht.
Im Anschluss beraubte sich die SPD 2005 zunächst der Regierung und in der Folge sowohl im Vorfeld der Bundestagswahl 2009 als auch 2013 der Perspektive auf eine Zusammenarbeit mit Die Linke und somit dem Wähler jedwede Alternativen links der ohnehin nicht existenten Mitte. Diese Post-Schröder SPD manövrierte sich, den konservativen Genossinnen und Genossen gefällig, in eine Quarantäne mit der offenbar ewigen Kanzlerin und in stetiger Abgrenzung zur Partei Die Linke. Und dennoch beschloss man erst vor kurzem: In Zukunft soll mit allen politischen Kräften verhandelt werden, mit Ausnahme der Neuen Rechten.
Und 2017 nun sollen nur Bündnisse mit Rechtspopulisten und -extremen ausgeschlossen sein? Das glaube ich, wenn ich es sehe.
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