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Empfindet noch jemand die privatisierte Bundespost als in besonderer Verantwortung? De facto ist das Unternehmen ja maßgeblich im Staatsbesitz, zugegebenermaßen zu einem geringerem Teil1, aber immerhin.
Als die von Snowden zuerst im Dezember und nun wiederholt vorgetragenen Hinweise auf Treasure Map bekannt wurden, war der Aufschrei mindestens so groß wie etwa als bekannt wurde, das nicht nur 80 Millionen sondern auch das Telefon „unser aller“ Kanzlerin überwacht würde.
Ausweislich der zuletzt bekannt gewordenen Folien, müssen die betroffenen Unternehmen, namentlich NetCologne und Deutsche Telekom, Maßnahmen ergriffen haben, um die Infiltration ihrer Netze zu untersuchen. Taten sie auch, wie man im lapidar betitelten und geschriebenen Blog-Post der Telekom nachlesen kann.
Angesichts des nachgetragenen Erklärungsversuch, der erst durch den öffentlichen Druck überhaupt unternommen wurde, habe ich mal nachgefragt, ob sie sich denn nicht ihrer allgemeinen und besonderen Verantwortung bewusst seien. Die Antwort ist selbsterklärend: »Wir haben keine Anhaltspunkte für eine Manipulation unserer Netze finden können. Natürlich nehmen wir das Thema ernst. Sehr ernst sogar. Schließlich geht es um unser Image.«
Merkwürdig, denn im Beitrag beschreit ihr eure Zusammenhang wie folgt: »Mitte Juli hatte uns der „Spiegel“ mit Informationen aus Unterlagen von Edward Snowden konfrontiert.« Ob die “IT-Experten” vom Spiegel qualifiziert sind, darüber Aussagen zu treffen, inwieweit euer weit verzweigter Backbone frei von Gerätschaften Dritter ist überlasse ich eurer PR, also auch dir. Aber eure eigenen IT-Experten (wohlgemerkt dieses Mal ohne Hochkommata) müssten doch nach den Veröffentlichungen der letzten knapp 15 Monaten begriffen haben: Ihr solltet nicht nach einer Blackbox mit der Aufschrift NSA in Bauhöhe suchen, sondern im Zweifelsfall alles in Augenschein nehmen von dem ihr glaubt das es vertrauenswürdig ist. De facto rührt euer Nichtstun ansonsten an eurer eigenen Vertrauenswürdigkeit. Also gebt alsbald öffentlich bekannt, welche Maßnahmen ihr konkret unternommen habt, um die Zugriffspunkte zu identifizieren und unschädlich zu machen.
- Über 30 Prozent der Aktien verteilen sich auf die Bundesrepublik Deutschland und ihre KfW, damit ist der Nachfolger des ehemaligen Staatsunternehmens Bundespost de facto noch Staatsunternehmen, denn die restlichen Akten der Deutschen Telekom AG befinden sich in Streubesitz. [↩]