Planung der Kreuzung von Pallaswiesenstraße und Kasinostraße
Habe neulich Anregungen zur Verkehrsregelung und Beschilderung an der Kreuzung Kasinostraße/Pallaswiesenstraße in Darmstadt bei der Stadt eingereicht, und quasi sofort und fachkundig Antwort erhalten. Mir wurde sogar mitgeteilt, dass das Stadtplanungsamt mit der Planung der Kreuzung von Pallaswiesenstraße und Kasinostraße betraut sei. In der Antwort heißt es,
Dieser Knotenpunkt befindet sich zur Zeit gerade bei der Planungsabteilung im Straßenverkehrs- und Tiefbauamt in der Überarbeitung.
Ziel dieser Planung ist, den Knotenpunkt nach den aktuellen Erkenntnissen der Verkehrstechnik umzugestalten und dabei an die Anforderungen der unterschiedlichen Verkehrsteilnehmergruppen anzupassen und zu optimieren.
Ihre Anregungen haben wir an die Planungsabteilung weitergeleitet.
Und egal ob das aufgenommen oder verworfen wird: Man fühlt sich ernst genommen. Als ich einmal auf den letzten Metern sozialdemokratischen Verkehrsdezernenten eine Eingabe gemacht habe, bei der es nur – flapsig ausgedrückt – eines Eimer Farbe bedurfte, um Verkehrssicherheit erheblich zu erhöhen, erhielt ich weder von dem eigens dazu eingerichteten Meldesystem noch nach Rückfrage über die zuständige Stadtverordnete eine Antwort. Und der Unfall, dessen Zeuge ich wurde und der mich dazu veranlasst hatte, hat die Begebenheit tief in meine Erinnerung vergraben: Der Autofahrer, der vom Parkplatz des Supermarktes und des Fitnesscenter auf den Bürgersteig fuhr hatte den nur wenige Meter vor mir fahrenden Radfahrer einfach umgefahren, weil weder die Verkehrssicherung auf dem Gelände (privat) noch auf dem Bürgersteig selbst dazu geeignet waren, an die nötige Aufmerksamkeit an dieser Stelle zu appellieren.
Jemand hat vom Dach des Studentenwohnheimes eine Zeitrafferaufnahme gemacht, die den Kreuzungsbereich nach dem Berufsverkehr zeigt: Eine nicht enden wollende Blechkarawane verschiedener Bundesstraßen ergießt sich entlang des Stadtteilkern und – erfahrungsgemäß, nicht im Video dokumentiert- in den Stadtteil hinein.
Wenn die »Autogerechte Stadt« einen Platz braucht, in der Autonarren ihren Fetisch ausüben können, dann ist das diese Kreuzung: Mit viel zu kurzer Grünphase für Fußgänger, abrupt endenden oder gefährlichen Radwegen und einem Öffentlichen Personennahverkehr der hier durch rast als würden ihn die Fahrpläne interessieren.
In der Antwort auf meine Eingabe erfuhr ich übrigens das die »Beschilderung der Tempo-30-Zone seit 1985 besteht und das [beim Einbiegen nicht erkennbare] 30-Zonenschild Kasinostraße / Pallaswiesenstraße zwischenzeitlich erneuert wurde, es dort seit 1995 hängt (und bisher keine keinerlei1 Meldungen über schlechte Sichtbarkeit der Verkehrszeichen gemeldet) [wurden]. « Soll heißen: Das Schild interessiert keinen. Und so fahren die aus der Stadt einbiegenden Autofahrer genau so unvermindert schnell wie die bei jeder Ampfelphase verkehrswidrig die Pallaswiesenstraße entlang ins Viertel fahrenden Verkehrsünder. Regeln als Teil der neu erlernten Rechte und Pflichten sind ihnen schlicht egal, es sei denn andere Verkehrsteilnehmer beschneiden ihre Rechte, etwa wenn sie ihnen den Parkplatz weg schnappen oder vor ihnen nicht schnell genug bei Grün auf dem Gas sind. Autofahrer erlernen Autofahren in der Regel zeitgleich mit dem legalen Zugriff auf harten Alkohols, und so fährt in der Regel auch ein guter Teil der mobilen Gesellschaft.
Mich interessierten naturgemäß vor allem die Radwege, eben auch die nicht existenten. Aus Richtung Weiterstadt kommend gibt es zum Beispiel inzwischen einen, der allerdings weit vor der Kreuzung auf dem Bürgersteig mündet und somit in einem Fuss-/Radweg aufgeht, wo sogleich die Ausfahrt der verschiedenen Geschäfte ständig Verkehrsteilnehmer vom Parkhaus direkt vor die Ampelanlage spuckt. Aber immerhin: Bis dahin gibt es jetzt einen Radweg, den gab es in fast 60 Jahren sozialdemokratischer Verkehrspolitik nicht. Mehr noch haben die Grünen die Dialogstruktur ausweislich der Antwort des Stadt bis hinein ins operative Geschäft ausgeweitet. Das einem zugehört wird und sich was zum Wohle aller tut, nicht nur der Autofahrer, das kennzeichnet die Grünen leider aus. Das Säbelgerassel mancher Verkehrspolitiker auf der harten Oppositionsbank, das von dort vom ersten Tage an zu hören war ist ein harter Kontrast dazu; und es entlarvt sich selbst, denn es ist immer Reaktion, keine Aktion, d.h. eigene Ideen kamen in den letzten viereinhalb Jahren so gut wie keine.
Und trotz aller ordnungspolitischen Maßnahmen, wie Parkkrallen und Blitzanlagen, die die Darmstädter Autofahrer bei Gelegenheit erzürnen, so hilft ihnen das Bußgeld von ihrem hohen Metallross und der Attitüde von »Freie Fahrt für freie Bürger!« auch mal wieder auf ein Normalmaß herunter zu kommen. Und aller Nachteile für Autofahrer zum trotz: Jeder ist auch Fußgänger und manche sogar Radfahrer, und die werden den Identitätswechsel hin zur Fahrradstadt Darmstadt in dem Moment auch genießen, wenn sie es denn mal zulassen. Und in dem Moment werden sie feststellen, das nicht alles was gegen sie als Autofahrer gegen sie als Person gerichtet ist.
tl;dr Meine Eingabe im O-Ton
Die Beschilderung der Tempo 30 Zone an der Kreuzung Frankfurter/Kasino-, Ecke Pallaswiesenstraße ist mangelhaft. Die entsprechende Hinweistafel ist hinter einem Vorfahrt gewähren Schild angebracht, das an einer Ampel befestigt ist, die noch zu allem Überfluss hinter einem Baum installiert ist, wenn man auf der Kasinostraße aus der Stadt in das Johannesviertel einbiegt.
Die aus der Bundesstraße einbiegenden Verkehrsteilnehmer haben also keine große Chance das Schild und etwaige Verkehrsteilnehmer wahrzunehmen, die hier die Straße kreuzen, denn neben den Fussgängern erhalten auch die Radfahrer an dieser unfallträchtigen Achse zur selben Zeit grünes Licht wie die Autofahrer.
Ich würde auf diesem Weg gern vorschlagen, die Ampel derart umzuprogrammieren das die Radfahrer ein oder zwei Sekunden früher los fahren dürfen. Das hätte auch zum Vorteil, das die aus der Poleposition startenden Radler (die Ampel ist weiter vorn gelagert) Gelegenheit hätten hier dem Autoverkehr zuvorzukommen, was zur Verkehrssicherheit beitrüge. Ferner würde ich eine Versetzung des Tempo 30 Zone Schildes bitten, in der Hoffnung das sich dann zumindest mehr daran halten.
Ferner würde ich gern wissen, ob die zur automatischen Verkehrsüberwachung eingesetzte Ampel an der Kreuzung in der Lage ist die beinah in jeder Ampelphase verkehrswidrig die Pallaswiesenstraße verlängernden herkömmlichen Personenkraftwagen aufzuzeichnen? Wenn dem so wäre, würde ich dringend zur Anschaffung eines Systems allein für diese Ampelanlage plädieren, da die sich binnen kürzester Zeit refinanzieren würde.
Zu guter Letzt noch folgender Vorschlag: Derzeit ist Radfahrern nicht gestattet, was Taxifahrer und Busse dürfen: Von der in die Pallaswiesenstraße zu fahren, also aus Richtung Weiterstadt in das Johannesviertel. Die Situation ist also folglich: Man muss, um verkehrskonform zu fahren, die Fussgängerkreuzung nutzen, auf der ein Radstreifen vorhanden ist, der aber in aller Regel weil intuitiv von Fussgängern genutzt wird. Auf der anderen Seiten angekommen hätte man die Wahl abzusteigen, und bis zur eingangs erwähnten Fussgängerkreuzung über die Pallaswiesenstraße zu schieben, oder an der Kreuzung auf die auch für die Rechtsabbieger vorgesehenen Fahrradfahrerampel zu warten. Beides tun die wenigsten, weil beides mit Umweg und einer zusätzlichen Ampelphase verbunden ist. Würde man hingegen Radfahrern erlauben auf der Busspur zu warten, würde sich hierdurch einerseits für motorisierten Individualverkehr die Gelegenheit erübrigen verkehrswidrig geradeaus zu fahren, denn die Radfahrer würden diese Richtung ja bereits beanspruchen. Tatsächlich kommt es dann, wenn Busse oder Taxis regelkonform die Kreuzung in Richtung Johannesviertel passieren seltener dazu das andere mit einbiegen. Zudem könnte eine Verjüngung der Pallaswiesenstraße an der Kreuzung dazu führen das die chaotische Situation, teils bis an den Bordstein heran fahrende und so den Linksabbiegern in die Kasinostraße stadteinwärts Platz machenden die Radfahrer gen Weiterstadt und des Gewerbegebiets blockieren, die in der Folge auf den Fußweg ausweichen. Sie werden schon ahnen worauf ich hinaus will: Die Verjüngung von 1,5 auf ein Spur könnte beidseitig einen Schutzstreifen ermöglichen.
- Dopplung aus der Originalantwort [↩]