Schlossgrabenfest Darmstadt
Das alljährliche Schlossgrabenfest wird wieder teuer für die Standbetreiber und also die Besucher, es wird die einzige geschlossene Veranstaltung zu deren Gunsten über weite Teil der Innenstadt ein ganzes Wochenende lang einem Ausnahmezustand unterliegen, das einfriedende Grün über alle Maßen in Mitleidenschaft gezogen wird, das die Ruhe der Stadt bis in die frühen Morgenstunden stört, und, und, und. Ich erinnere mich an den einzigen unterhaltsamen Besuch auf dem Schlossgrabenfest als Mia spielten, und hinter der Bühne von Donner begleitet eine richtige Lightshow vor sich ging und man davor in einer tiefen Pfütze im Regen stehend von keinerlei Konzertbesucher belästigt wurde, die sich lieber im halbwegs Trockenen aufhielten. Warum ich das Schlossgrabenfest seither, d.h. seit 2007 meide? Aus Gründen.
Umzäunung
Seit 2007 ist Darmstadt einmal mehr Vorreiter, und zwar als erste und einzige Stadt in der für die Dauer von fünf Tagen – unterbrochen nur von den Morgenden, an denen keine Konzerte stattfinden – seine Innenstadt komplett abriegelt, indem es sie einzäunt und von Sicherheitskräften bewachen ständig bewachen lässt.
Zaungäste
Zaungäste sind nicht erwünscht: Wer kulturelle Berieselung will, soll gefälligst den Zaun überwinden. Allen anderen Vorübergehenden bietet das Darmstädter Schlossgrabenfest einen Anblick wie ein Bauzaun: Zaun über zwei Meter, mit undurchsichtiger Folie abgedeckt. Damit dem der draußen steht möglichst die Spektakel entgeht, während drin scheinbar die Post abgeht.
Eingangskontrollen
Im Verlauf des Abends beginnen irgendwann Eingangskontrollen. Wer sich bis zu dem Zeitpunkt Zugang zum Schlossgrabenfest verschafft hat, wird ebenso wenig kontrolliert wie der Großteil der echten Besucher: Der andere Teil darf hingegen sogar den Inhalt seiner Hosentaschen hervor holen und wird im schlimmsten Fall noch abgetastet. Diejenigen, die von dem Zeitpunkt an als normale Passanten die Innenstadt passieren wollen, unterliegen selbstredend den selben Kontrollen. Wer also am letzten Wochenende im Mai Einkäufe in der Darmstädter Innenstadt getätigt hat, und nun zum kostenlosen Parken in den angrenzenden Vierteln oder den Parkhäusern am Rand der City zurückkehren will, darf seine Einkäufe zuvor auf den Mülltonnen vor den des Schloss auspacken oder einen großzügigen Umweg in Kauf nehmen. Nicht nur die Einkäufe, auch die zur angrenzenden Universität mitzubringenden Rucksäcke beispielsweise unterliegen der Inspektion, was dadurch das sich im Schloss selbst die Bibliothek befindet nicht selten auftreten dürfte. Und auch hier gilt: Von der Bibliothek zur Mensa und dem Hörsaal nur mit Taschenkontrolle oder auf Umwegen.
Naturburschen
Naturgemäß bündelt sich der Besucherstrom aus den von jungen Leuten bevorzugten Martins- und Johannesviertel im angrenzenden Herrngarten. Hier wird vorgeglüht, und entsprechend ein kleiner Darmbach angelegt. Kein Busch, kein Baum sind sicher, nur so viel: Der Müll wird hier gelassen, keinesfalls mitgenommen, dürfte ja auch gar nicht: Dem Besuch des Schlossgrabenfest gehen ja Körper- und Taschenkontrollen voraus. Und deshalb bleibt alles zurück, was nur dem Aufwärmen diente; in der Regel auf der Wiese verstreut. Hier bin ich Mann, hier darf ich sein! Die Tierwelt, im Mai gerade den Nestern entwachsen, ist sichtlich irritiert ob der vielen Gäste, die sich über das Sonnenbad hinaus auf das Bad in der Menge mit einer Menge Alkohol vorbereiten.