PC oder Mac? Egal. Eine Ära endet.
Plugins sind out
Dadurch das dem iPad längst andere Tablet PC gefolgt sind, in zum Teil hohen Stückzahlen und mit der Zeit in kritischer Masse dafür das ihre technologische Basis von Webentwicklern und -designern berücksichtigt werden muss, wird sich ein gemeinsamer Nenner mit klassischen PC auf Basis von Windows, MacOS oder Linux finden müssen. Der gemeinsame Nenner ist keiner: kein Plugin. Flash, Java und andere Boliden sind auf der neuen Generation Internetzugangsgerät zur Zeit gar nicht verfügbar, haben eine miese Performance oder werden nur in abgespeckten Varianten überhaupt darauf portiert.
Das hat nicht nur konkrete Auswirkungen auf das Nutzungsverhalten, sondern auch auf Absatzzahlen anderer Gerätetypen: hp-Chef Apotheker bekennt: »Der Tablet-Effekt ist real.« und zieht daraus als Konsequenz die Liquidierung von WebOS durch hp. Microsoft bietet Wechslern der Plattform kostenlose Geräte und Werkzeuge zur Entwicklung auf Basis von Windows Phone. Das sind zugleich Zeichen dafür das in der Zukunft nur noch wenige spezifische Plattformen sich durchzusetzen vermögen – drei aller Voraussicht nach, wie bei der vorangegangenen Geräteklasse, dem stationären PC. Plattformspezifisch muss deshalb für den Client kaum noch entwickelt werden, die Entwicklergemeinden konvergieren zueinander. Microsoft öffnet seine Windows API der ehedem für Spielereien zweckentfremdeten Hochsprache ECMAScript, besser bekannt als JavaScript. Gleichzeitig entwickeln sich althergebrachte Plattformen nur sehr schleppend und spezifisch. Und ihre ihren eigenen Zenith überwunden habende Entwicklergemeinde antwortet auf Umfragen in der Community selbsterklärend, wie beispielsweise unter der Überschrift „Java.net Polls“ auf die „How long into the future will developers be writing new apps using Java?“ nach „100 reads“ gerade einmal „Total votes: 15“ abgegeben werden – zumeist mit an Selbstverleugnung ähnelnden Jahrzehnten, in denen die Befragten nach eigener Einschätzung noch auf der Plattform entwickeln würden. Eine lange Zeit für einen gerade eben erst übernommenes Patentkonglomerat, das in seiner neuen Zusammensetzung bislang wenig überzeugend agierte, beispielsweise als die eigene Community plötzlich kompromitiert war und zum Verkauf stand. Allerdings heißt es auch, schlechte Nachrichten seien besser als keine.
Überdies wird auf bislang durch Plugins unterstützen Plattformen ein früher ungeahntes Maß aktualisiert Plugins angepgeilt, andernfalls werden selbige entfernt oder deaktiviert: Nur das jüngste Java Plug-in ist in Google Chrome und das auch nur auf Zuruf aktiv. Apple entzieht mit MacOS Lion Java die Freundschaft.
Um nur ein weiteres Beispiel zu nennen: Es darf als kleine Revolution angesehen werden, dass inzwischen ein 64 Bit Flash Player veröffentlicht wurde, und ob Adobe in der Lage sein wird weitere Revolutionen anzuzetteln ist fraglich. Tatsächlich etwas merkwürdig, denn der größte Teil der Onlinewerbung wird heutezutage über den Bildwiederholfrequenzweltmeister realisiert. Geld müsste also da sein, um die Technologie zu stützten. Doch die kränkelnde Werbewirtschaft kämpft selbst ums Überleben, und eine Lizenzierung des ansonsten allenfalls noch für audiovisuelle Medien genutzte Flash rückt in Anbetracht einer HTML5-Standard konformen und vor allem freien Variante in illusorische Ferne. Und wer sollte sonst dafür zahlen, wenn nicht die technologischen Nutznießer? Etwa der ohnehin zahlungsunwillige Surfer, der noch zudem von den Zeitungsverlagen an „Kostenloskultur“ erinnert wird? Für Werbung, wenn Audio und Video ersetzt wird? Das einzige denkbare Modell ist das von Oracle ins Auge gefasste: Lizenznehmer werden die Dienstleister, ob und wie die „per Site Lizenzen“ vom Anbieter wieder reingeholt wird interessiert den Technologielieferant wenig. Und da ist man sogar in den eigenen Reihen bis hinauf in die höchsten Ränge höchst unversöhnlich.
Generell gilt: Plugins sind auf dem Rückzug. In der Developer Preview von Windows 8 verabschiedet sich Microsoft mit dem Internet Explorer 10 komplett von Plugins, somit auch vom von vielen als „Flash-Klon“ verunglimpfte Silverlight. Und trotz allem Hype um das iOS auf dem iPad: Windows 7 bleibt „Fastest growing OS ever„, Windows 8 wird aller Voraussicht nach diese Bestmarke noch überwinden. Und warum: Microsoft hat sich seit langem daran versucht: Der Tablet PC ist in deren Labors entstanden. Windows 8 wird dem Paradigma „A PC on every desk.“ nun „A Tablet on every chest.“ folgen lassen. Nicht weil sie die größere Erfahrung mitbringen. Oder die meisten wechselwilligen Nutzer. Weil Microsoft das innovativste und zugleich selbstkritischste Unternehmen war und geblieben ist.
Was ist die Alternative? Internet Explorer 10, Chrome & Firefox, Android, iOS & Windows Phone haben einen gemeinsamen Nenner, und der hört auf das Akronym HTML5.