Der selbstdemontierende Kandidat
Kurt Beck schmiss am Schwielowsee hin und hinterließ dem damals designierten Kanzlerkandidaten Frank-Walter Steinmeier einen Scherbenhaufen, den der durch seine konspirative Herangehensweise selbst provoziert hatte.
Der konservative Seeheimer Kreis und das „progressive“ Netzwerk Berlin hat die historische Wahlniederlage bei der Bundestagswahl 2009 zu verantworten. In der Folge kam keiner der beiden Gesicht gebenden Protagonisten Frank-Walter Steinmeier und Franz Müntefering noch am Wahlabend auf den Gedanken hierfür politische Verantwortung zu übernehmen. Erst auf innerparteilichen Druck hin verzichtete Müntefering, der wenig später durch Abwahl aus dem Amt entfernt worden wäre, was der Partei zusätzlich negative Schlagzeilen beigebracht und ihren Unwillen zu Reformen nur unterstrichen hätte. Franz Müntefering dafür Partei schädigendes Verhalten nachzuweisen, wäre sicherlich niemand in den Sinn gekommen, wenn damals durch Abwahl Fakten geschaffen worden wären. Hätte er ver- und beharrt, wäre aber auch das über kurz oder lang denkbar gewesen.
Drei Jahre vergingen, ein neuer Vorsitzender kam.
Keiner der im Hintergrund agierenden Spindoctor von Seeheimern und Netzwerkern, die das Duo Franz Müntefering/Frank-Walter Steinmeier (unter-)stützen, haben Furcht vor den politischen Fliehkräften. Letztlich sind nur die Vorsitzenden und Kandidaten der SPD zu identifizieren, und wenn selbst die ihre politische Verantwortung verneinen ,kann das von Dritten doch nur derart interpretiert werden, das sich personell nichts ändert. Inhaltlich haben sich beide Kandidaten jederzeit ohne große Reibung an ihren großen Koalitionspartner CDU/CSU angeschmiegt und sogar noch in der Opposition und somit ohne Not politische Projekte gut geheißen und passieren lassen.
Letztes Jahr inthronisierte eine kleine, von den Medien Troika getaufte Gruppe aus Frank-Walter Steinmeier, Sigmar Gabriel und Peer Steinbrück letzteren de facto über die Medien als Kanzlerkandidat. Eine weitere Parallele zur verkorksten Selbstnominierung: Sigmar Gabriel ist derart demontiert, das sowohl er als auch seine Generalsekretärin Andrea Nahles, früher er links verortet, im politischen Koordinatensystem noch eine Rolle spielen. Die Hauptrolle hat
Peer Steinbrück übernommen, und er füllt sie leidlich aus.
Er bittet um Beinfreiheit, und meint damit nicht nur seine eigene, sondern auch die für seine politischen Berater, die der gegenwärtigen Kenntnisstand der Öffentlichkeit nach zum Großteil kein Parteibuch haben. Das Regierungsprogramm dürfen Alle mitschreiben, und also erwachsen der Parteibasis hier keine Einflussnahme, mehr noch hat sich Steinbrück bereits in seiner Nominierungsrede von der halben Million distanziert: Es gehe darum Millionen WählerInnen zu gewinnen, nicht nur sie. Ob er damit möglicherweise einige darunter verloren hat?
Fürsprecher Helmut Schmidt, eilends hinzu gerufenen Vorgänger im angestrebten Amte, Gerhard Schröder, der ehemalige „Popbeauftragte der SPD“, der BERschädigte Berliner OB, die besser geeignete Hannelore können Peer nicht zur Hilfe eilen. Die gesamte Parteispitze müsste abdanken, mitsamt undemokratischer Strukturen wie dem Seeheimer Kreis und Netzwerk Berlin von Bord gehen.
»Die #SPD+ kann die Bundestagswahl gewinnen – 2017. Sie muss sich nur mit denen verbünden, die Konservative vergrault haben.« meint Carta ganz richtig.
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