Filmtipp: Bruchreif

In den drei Museumswachmännern Charles, Roger und George, gespielt von Christopher Walken, Morgan Freeman und William H. Macy, erwacht unabhängig voneinander ein eigenwilliger Beschützerinstinkt: Ihre Lieblingskunstwerke sollen auf Tournee gehen, und das für lange, lange Zeit. Als die reiferen Herren einander bekannt werden, über ihre jeweiligen Pläne und Vorhaben die unfreiwillige Trennung zu verhindern, wächst ein Team mit ganz eigenen Lösungsansätzen – zum Teil keineswegs zielführend, aber ihrer Leidenschaft, den Kunstwerken gegenüber verpflichtet. Das dabei alle Register gezogen werden, widerspricht in keinster Weise das sie und ihr Plan nicht durch Indiskretion oder Unaufmerksamkeit auffliegen. Vielmehr scheint es, als würde das Trio, wenn schon nicht von unsichtbaren Kräften gelenkt oder geschützt, allein ihres Alters wegen nicht in das klassische Täterprofil fallen und somit in Verdacht geraten. Das private Umfeld, so es existiert, hilft den Dreien dabei keineswegs, sondern wird ebenso abgeschirmt und wird zunehmend misstrauisch.

Der manchen Kritiken zu entnehmende, fehlende Biss der Handlung ist nicht nachvollziehbar, richtet sich der Film doch ganz offensichtlich auch an ältere Zuschauer oder solche die sich in die Lebenswelt Älterer hineindenken können. Den Vergleich zu Gaunerkomödien mit einem ganzen Dutzend hochkarätiger Schauspieler braucht der Film nicht scheuen, weil er keineswegs so angelegt ist wie die laute Konkurrenz. Auf ganz leisen Sohlen nähert sich der Film einem durchaus der Entwicklung der Geschichte entsprechenden Höhepunkt, an dessen Ende letztlich die Mittel den Zweck rechtfertigen könnten, alle Parteien – inklusive des Museums – zu ihrem Recht und niemand zu Schaden kommen und das langsame Tempo des Films der Atmosphäre zum Vorteil gereichen.

Mit Bruchreif ist ein wenig Aufsehen erregender Coup gelungen, aber welcher Dieb möchte auch gern unnötig auf sich aufmerksam machen. Die Zeiten, in denen vor den Augen von Videokameras oder tausenden Zuschauern beinah Unmögliches „geleistet“ wird, wo der klassische Zaubertrick fließend in die Krimikomödie übergeht, scheinen gezählt. Der laute akkustische Hintergrund, der schnelle Szenenwechsel und ausgefallene visuelle Effekte fehlen dem Film, und eben nicht. Hier ist gelungen, das Genre wieder zu entschleunigen. Das dies die wenigsten Kritiker mitbekommen haben, dürfte daran liegen, das ihr beschleunigtes Leben nur noch im Takt „schlechte Kritik, gute Quote“ schlägt. Darauf kann ich verzichten.

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