Kandidatenfragebogen

Heute lese ich in der Lokalzeitung, die „Trauerphase“ sei beendet. 18 Monate hielt sie. Ruhig war es in der Phase nicht. Im Gegenteil.

Grad tausend Tage ist es her, da vollzog der Wähler SchwarzGelb mit zweistelligen Prozentwerten für die FDP den politischen Willen, der sich seither vor allem in etwas ausgedrückt hat, das man uns als im Gegensatz zu „hessischen“ als „stabile“ Verhältnisse unterjubeln wollte.

Nur ein Jahr zuvor hatten prominente Sozialdemokraten in Hessen gerade dafür gesorgt, das eine Ministerpräsidentin in spe verhindert und auch auf Landesebene eine schwarzgelbe Regierung installiert wurde, deren Ministerpräsident sich inzwischen in die Privatwirtschaft verabschiedet hat.

Zuletzt strafte der Wähler uns Sozialdemokraten dann in Darmstadt ab, bei einer Wahl zu der ich das erstes Mal auch das passive Wahlrecht in Anspruch nahm.

Was hatte mich also aus der Ausgangslage bewogen, meinen Hut in den Ring zu schmeißen, noch zumal ich eher selten Kopfbedeckung trage?

Mit den folgenden Antworten auf einen Kandidatenfrage kam ich damals auf „Spitzenplatz 66 64″:

  1. Was steht im Ausweis bei … … Vorname und Nachname? Udo Springfeld, kein weiterer Vorname … Geburtstag und -ort? 25. Oktober 1977, Köln
  2. In welchem Stadtviertel von Darmstadt leben sie? Ich lebe an der Schnittstelle von Johannesviertel und Martinsviertel, in der Pallaswiesenstraße.
  3. Sie sind ledig oder verheiratet, und haben sie Kinder? Verheiratet, zwei Katzen. Was sind sie von Beruf? Student (Informatik, Hochschule Darmstadt (h_da))
  4. Warum engagieren sie sich bei den Sozialdemokraten? Weil die Sozialdemokratie in ihrer 140 jährigen Geschichte immer die wichtigsten Veränderung betrieben hat und wird, davon bin ich trotz aller teils angemessenen Kritik an einzelnen Maßnahmen fest überzeugt. Und weil gegen neoliberalen, konservativen Zeitgeist klare, linke Politik der beste Impfstoff ist.
  5. Welche Funktion üben sie aus? Ich bin Schriftführer und Internetbeauftragter, bei der SPD Martinsviertel-Johannesviertel, d.h. ich schreibe Protokolle und pflege unsere Website.
  6. Welche politischen Ziele verfolgen sie? Resourcen sind zunehmend endlich, unser pfleglicher Umgang mit ihnen sollte unser aller Ziel sein. Ich will hier Neues evaluieren, helfen das in unseren Alltag integrieren, und es Allen näher bringen.
  7. Warum kandidieren sie für die Kommunalwahl? Weil ich nicht nur diskutieren, sondern handeln will. Und das politisch kategorisch Links, was der Darmstädter Politik gut zu Gesicht stünde.
  8. Was sind für sie die schönsten Momente für einen Kommunalpolitiker? Die Verwirklichung von Volkes Wille, die in der Gegenwart manches Politiker immer häufiger Partikularinteressen bestimmter, ihnen nahe stehender Interessenvertreter verwechselt werden. Am schönsten ist es natürlich, wenn sich Volkes Wille mit den eigenen Vorstellungen deckt.
  9. Was ist ihrer Ansicht nach zur Zeit das wichtigste Projekt der Stadt? Die sozialverträgliche Haushaltskonsolidierung, und ein vernünftiger Aus-/Um- und Rückbau unserer Infrastruktur (Wohnen, Verkehr).
  10. Welches Vorbild gegenüber Politikern stört sie am meisten? Das „den Politikern“ und somit allen mangelnde Aufrichtigkeit vorgeworfen wird. Ausnahmen bestätigen die Regel, das wissen wir Hessen zu Genüge, doch der Ehrliche ist die Regel.
  11. Wer ist ihr Vorbild? Willy Brandt, wegen seiner Weitsicht. Salomon wäre es wegen seiner dem gerechten Interessenausgleich geschuldeten und allseits geschätzten Urteile.
  12. Was ist ihre größte Schwäche? Meine größten Stärken zu unterschätzen.
  13. Was bedeutet für sie Glück? Glück entfaltet in vielem, als Belohnung bei Erreichen selbst gesetzter Ziele, beispielsweise politischer Vorhaben oder in der Selbstverwirklichung, all die großen Meilensteine und kleine Erkenntnismomente wären aber nichts ohne ein erfülltes Privatleben.
  14. Welche Fehler können Sie beim besten Willen nicht entschuldigen? Mir sind systemische oder wiederholte Fehler ein Graus.
  15. Worauf kann man in der Stadt gerade gar nicht stolz sein? Auf sein Haushaltsloch von historischen Ausmaß, mit dem Darmstadt aber nicht als einzige hessische Kommune dasteht.
  16. Wo gefällt es ihnen in Darmstadt am besten? Im Sommer in der der „Eberstädter Toskana“, zu allen anderen Jahreszeiten dort wo ich wohne und gewohnt habe: Im Martinsviertel und Johannesviertel lebt es sich gut.
  17. Wo gefällt es ihnen in Darmstadt gar nicht? Auf und rund um den Donhöff-Platz.
  18. Wenn sie woanders leben könnten, wo wären Sie am liebsten? Nichts zieht mich von Darmstadt weg, meinen Ruhestand könnte ich mir aber auf und in Island vorstellen.
  19. Was ist ihre Lieblingsspeise? Derer gibt es viele, so man es mir auch (noch) nicht ansieht: Pelmeni, selbst gemachte Nudeln, Sauerbraten, Currywurst.
  20. Auf welche Entscheidung in ihrem Leben sind sie besonders stolz? Den Mut aufgebracht zu haben, mich in der Förderstufe zu beweisen, hier ich im Alter von zehn Jahren und auch heute im Nachgang für einen prägenden Entschluss, und ich bin meinen Eltern dankbar mich darin zu bestärken und mich zu fördern.
  21. Entscheiden Sie sich eher für Sofa oder für Sport und wenn Sport, für welchen? Zur Zeit auf alle Fälle für die Rückenschule, und seit jeher für das Radfahren.
  22. Haben Sie einen Buchtipp? Black Swan von Nassim Nicholas Taleb.
  23. Welche Musik hören sie bevorzugt? RAP, und zudem bunten Mix verschiedenster Musikrichtungen.

Dann beantwortete ich noch Fragen, die keine waren: Ich verfüge über Konten bei Facebook, twitter und flickr. Das auf den Kanälen seitens der Partei auf Empfang geschaltet ist, aber in den seltensten Fällen authentisch gesendet wird, bescheinigte mir damals schon die fehlende Kompetenz mancher Sozialdemokraten im Umgang mit sozialen Medien. Und bis zum heutigen Interview hat sich da in der Praxis nichts geändert. Ärgerlich.

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