Sommerloch
Das Sommerloch ist ein Arschloch. Wir schreiben Mitte Juni, es regnet Bindfäden, in der Nacht sind die Temperaturwerte einstellig und tagsüber die Klamotten im Zwiebelschichtsystem vielschichtig. Während ich früher (als noch Schnee fiel wenn es angezeigt war, und nicht nur Friedmann und Daum weiße Weihnachten hatten) beim Begriff Sommerloch noch an die Zeit dachte, in der Nachrichten eher sparsam verteilt über die Sommermonate (vgl. parlamentarische Sommerpause, Sommerferien oder Sommerreifenzeit als es noch keine Allwetterreifen gab) über den Äther plätscherten, drängt sich der Begriff Sommerpause in den letzten Jahren als Begriff für die Phase auf, in der man – wie früher gar nicht vorstellbar – die Regenjacke zu den Badesachen packte, wenn man zum Badesee aufbrach. Es brach der Sommer verlässlich an, er hielt meist die Zeit die das Interval der Jahreszeit selben Namens vermuten lies und verabschiedete sich mit buntem Laub wie man selbst unter der heute ebenso seltener zum Einsatz kommenden Übergangsjacke. Das Sommerloch heute dagegen tritt an die Stelle des Sommer, der keine Nachsendeadresse hinterlassen hat und es nicht einmal für nötig hält seinen Nachfolger richtig einzuweisen. Wäre der Sommer ein warmer Frühling oder ein windstiller Herbst, man könnte mit ihm leben. So ist Sommerloch einfach nur das Arschloch, aus dessen Stimmungstal wir alle nicht einmal mit viel Anlauf rauskämen – zu lang haben wir selbst dazu beigetragen das er so wird.
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