Windows 8 UI

Meinen Berufswunsch hatte ich aus dem Quelle-Katalog. Da waren doch tatsächlich Nadeldrucker zum Mitnehmen angeboten, oder ein modulares Touchscreen zur Montage vor einem wahlweise grünen oder bernsteinfarbenen Monochrommonitor. Das hat mich damals vom Anblick sehr fasziniert. Neben den bei meinen Schulfreunden um sich greifende Verbreitung des C64 mit „Giana Sisters“ so sehr das ich von da an meine Eltern so lang nervte, bis der erste Heimcomputer – ein gebrauchter Schneider CPC 464, auf dem Tisch stand. Das Gerät hatte noch ein Bandlaufwerk, das charakteristische Laute hervor zaubert, die ich mir von Zeit Zeit heute wieder über die Anlage anhöre, weil es eine gewisse beruhigende Wirkung hatte: Manches Programm dauerte eine halbe Ewigkeit, bis es geladen wurde. Heute startet Windows 8 binnen weniger Sekunden.

Paradigmenwechsel ist ein überstrapazierter Begriff. Dennoch: Mit Windows 8 kommt nicht „nur“ eine neue UI mit eigener Philosophie auf Windows-Nutzer zu. Das wäre wie der Wechsel von Windows 3.1 auf 95. Vielmehr sind viele technischen Neuerungen und Raffinessen zu beobachten, was etwa zu einer deutliche Beschleunigung beim Start führt. Oder um nochmal den Vergleich von Windows 3.1 und 95 zu bemühen: Vorher hatte man 8.3 Zeichen für Dateinamen, nachher volle Freiheit. Heute wartet man eine geschlagene Minute bis MacOS, Linux oder Windows betriebsbereit ist, Windows 8 reduziert das auf den Bruchteil den Smartphones und Tablets brauchen – und das ohne Einbußen im Funktionsumfang. Es wird gleichzeitig Verzicht auf Tastatur und Maus geübt, was leider auch automatisch mehr Konsum statt Produktion bedeuten. Das verhält sich zum Technologiewandel den man vom Band zur Diskette (bzw. beim Amiga 500 dann sogar in Form einer Festplatte) beim Speichermedium mitmachte.

Computer lösen Fernsehen als Leitmedium ab. Denn selbst wenn Einschaltquote noch nach oben geht: Konsumiert wird allenfalls peripher. Wie beim bügeln. Das Harald Schmidt und Thomas Gottschalk scheitern, deren Zielgruppe eher am Ende der werberelevanten Zielgruppe zu suchen sind, ist kein Zeichen der Qualität deren Sendungen, möglicherweise aber auch. Sendungen die vom Niveau her nebei verfolgt werden können, werden zur Nebensache. Und wenn das Surfen auf dem Sofa mit dem Tablet PC Normalität wird, und man immer seltener vorm normalen PC sitzt, wird den bald für derlei niemand mehr vermissen.

Deswegen empfinde ich die folgende Vorführung eines Senior und der Windows 8 UI als stark überzogen: Am Tablet PC, für den diese Oberfläche in erster Linie gedacht ist, würde man so wie der grauhaarige Protagonist in dem Video nie vorgehen. Der UX-Spezialist, der die „Laborsituation“ als Mahnung an Microsoft gefilmt hat, hat sich darüber vermutlich gar keine Gedanken gemacht und basht Microsoft ganz routinemäßig.

Die neue UI ist sehr gelungen. Das der ergraute Senior sie nicht versteht, kann ich verstehen: Ich kenne jemand, der dem armen Kerl sehr ähnlich sieht und der sich genau so verhält: Technikautistisch, per se zur Hilfe flehend wirkend, faul oder schlicht doof. Ich bin da eher Autodidakt und experimentiere auch gern mal rum.

Nach einem Monat Windows 8 UI bin ich aber voller Überzeugung: Wenn in einem halben Jahr, im Oktober diesen Jahres der Verkauf für Windows 8 gedachter Geräte startet, wird ein neues Zeitalter anbrechen.

Das ich übrigens Windows 8 schreibe, liegt an einer Vermutung, Tipp und Vorahnung dazu, das Microsoft Windows 8 noch als Arbeitstitel bezeichnet und wohl noch einen feschen Namen nebem dem zugräftigen Label zurechtlegen. Und da es sich um eine 8 als Versionsnummer handelt, die man leicht hinlegen kann, und automatische Aktualisierung inzwischen zum Standard gekommen ist könnte ich mir vorstellen, das Windows 8 nicht nur selbst aktualisierend werden soll, sondern auch auf folgende Betriebssystemversionen vollautomatisch aktualisieren kann. Da hat Apple Microsoft tatsächlich mal was nachahmenswertes vorgemacht.

(via)

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