Gentrifizierung mit dem Schlagbohrer

Jedes Jahr das selbe Jammern: »Jetzt wo die ersten Sonnenstrahlen durchkommen, fangen die Nachbarn mit den Renovierungsarbeiten an!« Und während die Mittagssonne die letzten Wölkchen rum schiebt fängt dieser Minuten das Schlagbohrerkonzert an. Und weil ich nicht glauben konnte, das es von der Baustelle linker Hand kommt, was ich höre, wo soeben ein Baugerüst ab- und sogleich wieder aufgebaut wurde, oder weil ich nicht glauben mocht das diese Geräusche vom dritten, vierten soeben aufgestockten und noch eingerüsteten Haus rechter Hand kommt, stand ich vom Krankenbett auf und begab mich zum Küchenfenster. Und siehe da: Unsere Kellertreppe wird saniert. Mit einem Schlagbohrer. Mitten zwischen 12 und 14 Uhr. Während ich kaum eine Position kenne, in der ich schmerzfrei im Bett liegen kann, und schon froh wäre nur mal ein Sekundschläfchen zu bekommen. Lärm vom zweiten Häuschen links, Lärm vom dritten, vierten Haus rechts, und jetzt auch noch knapp sechs Meter unter meiner einzigen möglichen Ruhezone. Danke, liebes Johannesviertel, für deine umfangreichen Sanierungs- und Gentrifizierungspläne, für den alljährlichen Lärm zum Frühlingsanfang und die ganzen drei warmen Monate hindurch, Danke an die Stadt Darmstadt für all die Baugenehmigungen in einem Viertel das dadurch an Wohnqualität nicht zunimmt, während es das Viertel mit der höchsten Wohnqualität sein dürfte. Danke auch an die Vermieterin, die es sich nehmen lässt den Schlüsseldienst für ihr Jahrzehnte altes, zuletzt blockierendes Schloss zu bezahlen, obwohl wir nicht mehr in die Wohnung kamen, sich dafür aber ein Jahr verspätete Abrechnungen leistet. Danke den Verkehrsteilnehmern zur Straße raus – inklusive öffentlichem Personnennahverkehr, Taxifahrern und rücksichtslosem Durchgangsverkehr mit zum Teil Vielfachen an erlaubter Geschwindigkeit, in einer Tempo 30 Zone mitten durch einen sich aus Spielstraßen zusammensetzenden Schulweg von Grundschülern. Danke. Danke, Danke, Danke!!!

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