Leistungsschutzrecht quittieren, Abonnements kündigen!
Das Leistungsschutzrecht nimmt Konturen an: Bundesverband Deutscher Zeitungsverleger (BDZV) und Verband Deutscher Zeitschriftenverleger (VDZ) feiern ausgelassen ihre bestandene Kraftprobe gegen die konservative Politik. Dazu ich bei Echo online so:
Kündigung folgt
Jetzt, wo ihr ja die Kohle vollautomatisch reingeschoben bekommt, gibt es ja absolut keinen Grund mehr das Abonnement fortzuführen.
Jetzt heißt es die Macht des Verbrauchers demonstrieren, und alle abonnierten Tageszeitungen und Zeitschriften konsequent abzubestellen, auch kostenlose, werbefinanzierte Apps und Websites zu meiden und somit gegen diese Bevormundung der Verbraucher, die sich bis jetzt auf einen zumindest vermeintlich freien Markt ihrer Meinung bedienen konnten, zu demonstrieren.
Bitte folgt dem Aufruf, wenn ihr ein Zeichen für freien Journalismus im Sinn von Angebot und Nachfrage anstatt über einen Kohlecent für 200 Verleger bestimmt wissen wollt.
Beim Leistungsschutzrecht geht es nicht etwa um vorgebliche „Kostenloskultur“ gegen „Klowände des Internet“, es geht darum ob eine neue Subvention das Überleben überholter Geschäftsmodelle und engstirnigen „Qualitätsjournalismus“ gewährleistet.
(Update #1) Leseempfehlung zum Leistungsschutzrecht
- FAQ der Süddeutschen (Disclaimer: Ich beziehe demnächst ein vierwöchiges kostenloses Probeabonnement. Weil wir das Darmstädter Echo kündigen, brauchen wir dringend Nachschub für die Katzentoilette, und kostenlose Zeitungen habe sich als ungeeignet erwiesen.)
- Treffender Titel („Axel Springer kauft Leistungsschutzrecht bei Koalition“) schließlich ist BILT nun die Causa Mövenpick der CDU/CSU. Der Artikel ist aber eher mäßig. (Netzpolitik.org)
- Was zum lachen: Christoph Keese meint „Zeit verschenkten Journalismus sei vorbei“. Das war vor hundert Jahren, als der Journalismus den Leser an die Werbeindustrie verkaufte. Aber da ist ja Herr Keese auf der Höhe der Zeit mit den von ihm Vertretenen. (Update #2: In Verschenken von Zeit an den Journalismus ist vorbei habe ich mich nochmal zu der vermeintlichen Leistung und ihrer Vergütung Stellung genommen. Der Titel ist an dem des Gastbeitrag von Keese angeleht, weil er natürlich nur verdient, wenn seine Erzeugnisse gelesen werden. Der Kunde ist lang genug das Produkt gewesen.)
- Die Verleger bekommen das ersehnte Leistungsschutzrecht
- »Nur bedeutet das gleichzeitig: Zitate sind künftig nicht mehr möglich. Das Unterlaufen des Zitatrechtes zerschmettert jedoch eine der Säulen der Pressefreiheit – es ist ein unmittelbarer Angriff auf die Demokratie.« Danke! Und den Arschlöchern, die das für übertrieben halten: Entweder ihr seid mit im Boot, profitiert also von der Berichterstattung, oder ihr lasst euch von der „freien“ Presse inzwischen so sehr kompromitieren, das ihr eure Mandate lieber niederlegen solltet.
- Peter Hense kommentiert im Law Blog ganz richtig: »Zum Kopfschütteln: “Leistungsschutzrecht”. An diesem Wort ist einfach alles falsch.«
- Der Vorsitzende des Arbeitskreises Netzpolitik der CDU Deutschlands, Michael Kretschmer, beweist das er seine eigene Partei und ihre – man muss es so klar sagen – Machenschaften nicht versteht (siehe hierzu Volltext der Koalitionsrundenergebnisse, Koalitionsvertrag SchwarzGelb, S. 104).
- Guttenberg-Galaxis
- FDP knickt ein, Leistungsschutzrecht kommt von Nico Lumma
- Früher Presseschau, heute nicht mehr zeitgemäß, daher Twitter-Schau „Bankrotterklärung einer dt. Bundesregierung verewigt an einem Abend auf Twitter“
- Organisationen wie die DLR sind im Gegensatz zur dt. Presselandschaft progressiv, sie gehen ganz andere Wege und bieten ihre Kartographie unter freier Lizenz an. Natürlich, so mag man argumentieren, ist diese Organisation von Steuergeldern finanziert, und es ist anderswo üblich das so geschöpfter Mehrwert freigegeben wird. Dem gegenüber steht die Presse, die ihr Produkt, und mehr sind die Werbeflächen ja nun mal nicht, an die Frau und den Mann bringen müssen. Doch wer Werbeflächen konsumiert sollte eigentlich dafür bezahlt werden, oder einen Gegenwert erhalten. Und der fehlt bei der Presse ja zukünftig, wenn nicht nur der Pageviews wegen, sondern aufgrund direkt monetarisierbarer Klicks Überschriften, Teaser und Bilder bis ins letzte Detail optimiert werden, um auch auf alle Fälle das Maximum an Klicks herauszuholen. Und auch der Beschleunigung der Berichterstattung wird das Leistungsschutzrecht zu- und somit der Qualität der Berichterstattung abträglich sein: Wer zuerst rauskommt, malt schließlich zuerst – tiefschwarze Zahlen nämlich.