Burkini
Beinah jede Woche das selbe Spiel: Trotz „Bitte keine Werbung oder kostenlosen Zeitungen!“ liegt eine der vielzahligen Werbepostillen im Briefkasten. Noch bevor ich das Blättchen ins Altpapier unterhalb der Briefkästen befördern kann, fällt mir eine Statistik ins Auge. Unter dem Titel „Deutschland schwitzt: Am Strand ist Vielfalt Trumpf“ eine für ein Reiseportal in Auftrag gegebene Statistik – ob repräsentativ oder nicht wird nicht erwähnt. Dann der Schock: Mein Geschlecht wurde schlicht unterschlagen, und nur Frauen befragt. In der sauber aufgeschlüsselten Tabelle erfährt man, das Bikini und Badeanzug beliebtestes Kleidungsstück „am Strand oder im Freibad“ sind. Hip und Trendy seien ganz andere Stofffetzen, beispielsweise der sogenannte Tankini, „Surfer Shorts/Badeshorts mit Bikini Top“, Pareao mit Bikini, einige „junge Frauen“ sind auch oben ohne oder ganz nackt unterwegs, und dann kommt etwas Neues: 1 Prozent aller Frauen im Alter von 14-39 Jahren haben angegeben, im „Burkini als Abwandlung der Burka“ schwimmen zu gehen. Was ich ursprünglich für eine Medienente hielt, bestätigte eine kurze Google-Suche nach Burkini: Das ist keine Ente, sieht nur so aus. Mit Verlaub: Wenn der Koran vorschreibt, der Körper dürfe nicht zur Schau gestellt werden, fehlt da doch meines Erachtens das vom Taucheranzug übliche Topping mit Taucherbrille und Schnorchel, im Idealfall verspiegelt. Die gewollte Parallele zur Burka, das nicht nur hoch geschlossene sondern das Gesicht verdeckende Kleidungsstück war doch eine Ursache weswegen man so stolz auf den Einsatz in Afghanistan war: junge Frauen konnte ihrem eigenen Wunsch gemäß bekleidet zur Schule gehen, anstatt sich ihr Äusseres von strenggläubigen Muslimen vorschreiben zu lassen. Das dieser Fortschritt auch in Kabul längst wieder Geschichte ist, ist eine Sache. Das ein Kleidungsstück das namentlich und vom Schnitt her der Burka gleichkommt jetzt offenbar neuer Chic zu werden scheint – in Kreuzberg wohlgemerkt und nicht in Kabul, läßt mich an der Wirkung des Tun der Bundeswehr noch mehr zweifeln.