Der neue und scheidende Vorsitzende
Ich. Wir. Wir. Wir. … In der Rede zur Analyse der Wahlniederlage wird Selbstkritik des Vorsitzenden nur an einem Punkt zur Selbstkritik an sich und an sich selbst: Ich. Dies kleine Wort zur Bestimmung der Perspektive des Erzählers kommt nur ein einziges Mal vor. Danach reiht der Vorsitzende sich rhetorisch ein. Fortan ist die Selbstkritik nur noch die eines Parteisoldaten unter 100. Wir. Wir, wir, wir. Wir haben dies falsch gemacht. Wir haben jenes unterlassen. In einem Gremium aus zwei Dutzend untertauchen, und so viele Mitglieder zählt der bundesweit drittgrößte Vorstand der Darmstädter SPD bedeutet im Umkehrschluss bereits ein Viertel der Delegierten als Verantwortliche bezeichnet und auf seine Seite gebracht zu haben. Obwohl der Vorstand der Fraktion wiederum nicht nur im Vorsitzenden sondern auch in seiner weiteren Besetzung zu 80 Prozent identisch waren, und somit damit nicht noch daran erinnert werden muss, war die spitzfindige Rhetorik gut als Signal an diejenigen, die sich versucht sahen Kritik zu üben. Und genau so geschieht es dann auch im Verlauf der Debatte, als sich (selbstbestimmt) scheidender und (ausweislich seines guten Stimmergebnisses zur recht) bleibende Fraktionsmitglieder als Stellvertreter gegenseitig bekriegen. „Bundesweit 22%“ habe die SPD, führte ihr Darmstädter Vorsitzender Hanno Benz in seiner Rede aus. Diesen Wert erreichte die Partei allerdings erst Wochen später, annähernd. Im Anschluss an das Urteil zum Parteiausschluss, und auch dann noch 24%. Bundesweit auf Augenhöhe mit den Grünen, in Hessen bei 33 Prozent einen Achtungserfolg erzielt, in Darmstadt in Teilen nur noch bei einem fünftel der Stimmen der Grünen absolut – das wären der Analyse ziemliche Zahlen gewesen. Stattdessen defensive Verurteilungen und statistische Taschenspielertricks, die SPD hätte in allen Großstädten verloren. Das ist weder Selbstkritik noch Analyse, das ist der bemühte Versuch nicht kanalisierter Kritik aus dem Wege zu gehen.
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