18 Monate unter Genossen

Helmut Schmidt 2009 über „sog. Seeheimer, sog. Netzwerker, sog. Linke“ #18monateuntergenossen Aber id Regierungszeit selbst installieren. (Tweet)

Da sitzt er, und bezeichnet eine in „so genannte Seeheimer, so genannte Netzwerk, so genannte Linke“ zerklüftete Partei als elementares Problem unserer Partei. Dabei war es Altkanzler Helmut Schmidt selbst, dem die Gründung des Seeheimer Kreises sehr willkommen war.

Die Bilder der Spargelfahrt der Seeheimer in der #SPD erinnern immer wieder an Familienfeste bei der Mafia. #18monateuntergenossen (Tweet)

Die alljährliche Szenerie, in der Genossen und Sympathisanten bei der Spargelfahrt unterwegs sind, erinnert mich einfach immer wieder an „Der Pate“ – freilich ganz ohne Zusammenhang.

„Wenn Joachim Gauck Sozialdemokrat geworden wäre, wäre er Seeheimer geworden.“ #SPD Vorsitzender Sigmar Gabriel bei #18monateuntergenossen (Tweet)

Und Gesine Schwan ist es, das spricht für sich.

Johannes Kahrs zitiert Schmidt’s flatternde Flügel – was für ein Treppenwitz der Geschichte. (Tweet)

Denn wie schon zu Anfang erwähnt, diente die Fraktionierung der Partei dem Kanzler noch, während man eine inzwischen auf einen Bruchteil des damaligen Wahlergebnis und die Halbierung der Mitgliederzahl hinnehmenden Partei nicht wirklich ernst nehmen kann, wenn sie sich auch noch in drei unterschiedliche Gruppierungen teilt.

Was die #SPD jetzt dringend braucht, ist ein vierter Flügel – damit sich die Netzwerker sich nicht vorkommen wie das dritte Rad am Wagen. (Tweet)

Genau. Nur welcher Flügel fehlt? Der ursprüngliche SPD, des knapp 140 Jahre alte Kern bedient sich der linke Flügel, oder was davon übrig ist, oder was sich dafür hält. Der rechte Seeheimer Kreis hat die damals linken Grünen hervorgebracht. Die Netzwerker sind mit Gerhard Schröder, der Agenda 2010 mit den Hartz IV Gesetzen baden gegangen – und haben aus einer Reihe Minister gut verdienende Redner, Vorstände und Aufsichtsräte gemacht. Jetzt muss eigentlich der Bruch mit der letzten großen Klientel kommen, den Freiheitsliebenden, liberal denkenden Intellektuellen die von der FDP aufgrund deren neoliberalem Grundfesten nichts halten. Das wäre der ideale Part für die Sozialliberale – in der SPD freilich.

Andrea Nahles will über Schwielosee nicht reden, „Ich wette, der Steinmeier hat auch gelogen.“ #18monateuntergenossen (Tweet)

Da muss es ja wirklich schäbig zugegangen sein. Das kann man auch am Machtanspruch von Müntefering und Steinmeier nach dem 23 Prozentpunkte Desaster 2009 ablesen – skrupellos, abgebrüht und machtbewust. Das da kein Nachwuchs nachkommt, dürfte keinen wundern.

Steinbrück über Beck: „Ihm lag das Berliner Parkett nicht.“ Steinmeier lag dann drauf, oder drunter, mit 23%. #18monateuntergenossen (Tweet)

Das ist ja blanker Zynismus, und disqualifiziert ihn für den in Rede stehenden Posten. Es sei denn, die Parteispitze plant insgeheim das nächste Desaster für 2013.

Warum wird unter dem Titel #18monateuntergenossen Clement interviewt – auch noch mit der Selbsteinschätzung, er sei kein Genosse? (Tweet)

Mich hat das wirklich gewundert. Doch mich wundert ja im Grunde nichts mehr. Clement war eigenem Bekunden so etwas wie eine nicht integrierte Parteikarteileiche. Mit dem nötigen Abstand versteht man auch sein Engagement gegen die hessische SPD vor ein paar Jahren besser. Clement hat der SPD in seiner Vergangenheit sehr viel zu verdanken, das er ihr in der Gegenwart den einzigen in Aussicht stehenden Wahlsieg und damit die Zukunft raubte, macht umso unverständllicher das der Saboteur an der sozialdemokratischen Sache so viel Platz in einer Dokumentation über sie eingeräumt wird.

Trotz Aufbruchstimmung, Wahlsiegen und SchwarzGelb: #SPD seit 1906 erstmals weniger als 500k Mitglieder. (Tweet)

Punkt.

Dabei wäre alles ganz einfach: Die #SPD muss wieder auf Basis und Bürger hören, nicht auf Wiefelspütz & Co. (Tweet)

Wiefelspütz gab beispielsweise zu Protokoll, auch ohne Terrorismus Vorratsdatenspeicherung für unabdingbar zu halten. Das er damit einen technologisch höher entwickelten Überwachungsstaat als die DDR befürwortet – wenngleich ohne den beabsichtigen Nutzen und das übergeordnete Ziel, scheint ihm egal zu sein. Den Bürgern und der Basis ist das aber nicht egal: Die schreckt das ab, die kotzt das an.

Papier d.Seeheimer in #18monateuntergenossen subsummiert: „SPD kommt nicht mehr zu den Leuten durch.“ Amüsant, ausgerechnet von denen. (Tweet)

Insofern wir unsere Kräfte nicht bündeln, anstatt Kreise zu ziehen, werden wir mit unseren politischen Vorhaben immer nur Bruchteile derer erreichen, die wir auf dem größten gemeinsamen Nenner zusammen bekämen.

2008: Olaf Scholz applaudiert Naumann, der erklärt später Ypsilanti, „Linke“, Hessen f. Wahlniederlage verantwortlich http://t.co/Fb3ay8I (Tweet)

Wie vermessen das damals war, zeigt der Niedergang von SchwarzGrün in Hamburg und der Wahlsieg von Olaf Scholz: Mit Charisma und den richtigen Programmpunkten statt mit Abgrenzung nach links und einem blassen Verleger ist ein Staat zu machen, wo kurz zuvor noch sozialdemokratische Tränen flossen und Parteifreunde in anderen Ländern der Mitschuld bezichtigt wurden.

Fazit

Nichts Neues, aber viele halbwegs intime Einblicke in den Alltag eines Parteivorsitzenden. Mehr Boulevard als Dokumentation, mehr Rückschau als eigene Deutungsversuche. Der Zielgruppe angemessen strahlte die ARD den Dokumentarfilm „Sozialdemokraten – 18 Monate unter Genossen“ in 90 Minuten vor Mitternacht aus. Da dürften nur noch wenige Genossen tatsächlich dabei geblieben sein. Schade eigentlich, um in der Sommerpause in Erinnerung zu rufen, das wir uns noch in der Verschnaufpause befinden und trotzdem im Neustart begriffen sind.

Twittern 18 Monate unter Genossen via Twitter kommentieren

Ad Blocker Blocker Blocker!

Sie haben keinen Ad Blocker aktiviert, möglicherweise weil sie Kostenloskulturkritiker hereingefallen sind.

Ad Blocker Blocker schaden der geistigen Gesundheit, denn sie verblöden den Kostenloskulturkonsumenten.

Geben sie Ad Blocker Blockern keine Chance.

Installieren sie noch heute uBlock oder ähnliche!