Facebook-Fans für Guttenberg-Saga (Update #2)
Fakes oder Fans: Falsche Freunde von und zu Guttenberg bei Facebook
Marcus Schwarze von der Rhein Zeitung fragt sich »Guttenberg-Seite bei Facebook ein Fake?« und benennt sogar Zugriffsquellen auf die jeweiligen Facebook-Seiten. Sascha Lobo schreibt vom Facebook-Novum, und folgert darin weitgehend biologisches Wachstum. Das Phänomen einer halben Millionen „Freunde“ binnen weniger Tage konnten jedoch beide Artikel jedoch nicht erklären, obwohl eine mögliche Erklärung viel nahe liegender ist als so genannte Sockenpuppen, gekaufte Freunde aus Klickfabriken in Schwellenländern: BILT mobilisiert selbst. Jeden Tag begleiteten BILD und Die Welt1 jene „Erfolgsgeschichte“ mit Artikeln, gesäumt mit Links zu den jeweiligen Facebook-Seiten, in einer kleinen Auswahl:
- Bild: Sympathie-Welle für Guttenberg im Netz
- Welt: Facebook-Mania um den Märtyrer des Unpolitischen
- Welt: Facebook-Aufruhr – „Wir wollen Guttenberg zurück“
- Welt: Großer Zuspruch für Guttenberg im Internet
Mit 176.117.646 Visits im Januar ist BILD.de online halbwegs gut aufgestellt. Das Schwesterblatt Welt ist bei der IVW nicht ausgewiesen, dürfte es aufgrund Schlagzeilenoptimierung zum gezielten Abfischen von Google News aber auch auf einen von Google Trends wiederum bestätigten stattlichen Millionenbetrag bringen.
Wer so viele Leser hat, immerhin knapp sechs Millionen2 pro Tag, und sie seit mehreren Jahren auf soziale Netzwerke konditioniert, wird sich nicht wundern, wenn ein Bruchteil jeden Tag auf Links klickt, die im redaktionellen Teil eigene Interessen bewerben.
Update #1 Neue Medien-Unternehmer Huch über die Schulter seiner Statistiken bei Facebook geschaut hat Frontal21 vom ZDF (via Netzpolitik). Dabei fällt dem naiven Betrachter sofort auf: Die obere Kurve, vermutlich die der „aktiven Nutzer“ ist wie zu vermuten ohne „Ausschläge“, was darauf hindeutet, das gewonnenen Freunde und Befürworter nicht künstlich gewonnen wurden, schließlich würden sie sich nach dem einmaligen Votum nicht mehr blicken lassen. In der unteren Bildhälfte des rechten Monitor wird hingegen die Zahl der „Gefällt mir!“ Klicker angezeigt, mit deutlichen Ausschlägen an bestimmten Tagen, ohne bestimmte positive Tendenz. Ich spekuliere jetzt nur, aber jeder Gipfel dürfte ein populär platzierter Artikel bei BILT gewesen sein.
Update #2 Marcus Schwarze von der Rhein Zeitung, Sascha Lobo und Frontal21 haben dem Netz in besonderer Weise geholfen, und zwar indem sie nicht nur über ihre Relevanz schwadroniert haben, sondern vor allem indem sie die Echtheit der Zahlen bestätigen und sie sich vom Neue Medien-Unternehmer Huch sogar noch vorführen lassen. Weniger das es eine halbe Million sind, was ja eine stattliche Menge ist, sondern der Fakt, das sich nur eine halbe Million so von den klassischen Medien verführen lassen, obwohl sie Millionen Nutzer haben, daraus ließe sich das Engagement derer Leser ableiten. Und die Holzmedien tun sich damit auch in anderer Hinsicht keinen Gefallen, denn durch die Vermittlung über diese niederschwellige politische Betätigung geraten jene Guttenberg-Fanboys- und -girls wiederum in Dialog mit ihrem Umfeld, und in diesem gerät der ein oder andere vermeintlich Weltanschaulich gefestigte BILT-Leser und CSU-Wähler in Zweifel darüber, was er liest und wählt.
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