Zurück in die Zukunft
Gerade wichtige Anläße wie die morgige Veröffentlichung von Wikileaks veranlaßen Journalisten normalerweise zum Teil mehrere vorgeschriebene Artikel oder Abschnitte hieraus zu bevorraten. Da werden verschiedene Resüme vom Wahlabend vorausgesehen, und Ursachen bereitgelegt, um Punkt 18 Uhr der Erste bei Google News zu sein. Und nicht allein das, werden wichtige Themen in den neu geschaffenen Zentralredaktionen zum Teil von mehreren Journalisten in alternativen Fassungen bearbeitet, deren Marschrichtung oftmals auch von der Chefredaktion vorgegeben wird. Beim ehemaligen Nachrichten könnte das dann heute so ausgesehen haben, das man Olaf Scholz im selben Artikel einen Träumer schimpft in dem man den Grünen Kraftmeierei unterstellt, wobei aus dem Wochen alten Satzbaustein zu den klein zu haltenden Grünen einfach noch an die flink zusammengeschusterte Kritik an der Personalie Scholz angeheftet ein flink zusammengeschusterter Artikel entsteht, der auf dem Newsdesk des CvD nur noch abgenickt wird. Demnächst vielleicht sogar noch automatisierter als in der Druckerei, in der Sportberichterstattung scheint das schon erprobt.
Und das man sich als Partei in einer Pressemitteilung in den seltensten Fällen selbstkritisch gibt und manche innerparteiliche Entscheidung, inhaltlich oder personell, nur Formsache ist, mag dazu führen das man sich schon im Vorfeld eine Version zurechtlegt, die dann, wenn keine Überraschung eintritt, zeitnah veröffentlicht werden kann und vielleicht sogar den prognostizierten Verlauf wiedergibt. Dann jedoch, wenn daraus jener „alternativloser“ Textbaustein wird, sollte man sich die Mühe geben, zumindest bei den eigenen Veröffentlichungen die selbst gesetzte Sperrfrist einzuhalten. Genau daran und somit an sich selbst ist die Darmstäder FDP scheinbar gerade dieses Wochenende gescheitert: Wenn am Freitagabend zu lesen ist »die Darmstädter FDP habe am Sonntag mit überwältigender Mehrheit beschlossen, dann zeugt das mindestens von unprofessionellem Umgang mit der Öffentlichkeit, ganz gewiss aber von einer Erwartungshaltung der Parteispitze, die in einer Demokratie mehr als fragwürdig ist. Das mag für eine zu früh veröffentlichte Pressemitteilung zu hoch gehängte Kritik sein, die jüngsten Umwälzungen innerhalb der Darmstädter FDP legitimieren aber einen sensiblen Umgang mit jedweder Neuigkeit aus dem „liberalen“ Lager.
Die Darmstädter FDP leistete es sich sogar zuletzt, den liberalen Flügel ihrer Partei derart auszugrenzen, das dieser ihr Markenkern nunmehr nur noch im Claim existiert. »FDP Darmstadt. Die Liberalen.« …? Das ich nicht lache. Noch zudem: Niemand überzog Einzelmaßnahmen und Großprojekte, bisweilen sogar die der eigenen Partner, so selbstverliebt mit Kritik und versprühte dabei das Selbstbewustsein eines politschen Heiland, wie die Darmstädter FDP. Das kann auf Dauer nicht von Erfolg gekrönt sein, auch mit Lichtgestalten an Bord. Vielleicht die FDP in Darmstadt am Ende des Traums von den 18% unter der 5 Prozent Hürde Limbo tanzen,angemessen wäre es.
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