Halbstarke Erwachsene sind peinlich
Mit dem Mittelfinger ausgerechnet fummelte ich mir Teile vom Mittagessen zwischen den Zähnen hervor. Da hatte mich gerade so ein Vollhonk so knapp passiert, das ich seinen Zigarettenanzünder hätte nutzen können – aber als Nichtraucher!? Das musste der Schmock jedenfalls in seinem Rückspiegel seines tiefer gelegten 3er BMW mit breiten Schlappen wohl fehlinterpretiert haben. Und so bremste er weit, weiiiit vor dem Haltestreifen an der roten Ampel, betätigte den Knopf den er sonst nur brauchte, um Frauen nachpfeifen zu können, beim Gastronom seines Vertrauens Bestellung aufzugeben – nachdem er in der falschen Richtung in den Drive Through gekurvt ist, oder um dem Dealer an der Ecke „um eine Ecke“ anzuschnorren. Das er da beschleunigt entschleunigt und sich zum Zwecke gegenseitigen Austauschs herab begibt, zu mir einfachem Zweiradfahrer zu sprechen, mag meiner missverstandenen Geste, seiner eingeschränkten Auffassungsgabe und dem tiefergelegten Gehirnwindungen geschuldet gewesen sein. Und es mag anmaßend und überheblich sein. Wer aber bei normaler eigener Fahrweise nicht nur nicht das selbe von Dritten erwarten kann, sondern ob der Fahrweise derer auch die Inkaufnahme der Gefährdung des eigenen Lebens durch wie auch immer angetriebenen Klein(geist)wagen befürchten muss, und wem das fortwährend passiert, weil ihm, dem weitgehend ungeschützten Muskelkraftfahrer fortwährend Kraftfahrern in ihren Tonne und Tonnen schweren Aussenweltabschirmern auf Tuchfühlung begegnen, dann darf es diese nicht wundern, wenn sich Radfahrer und Fussgänger mit immer robusteren Mitteln zur wehr setzen.
Wir, das heißt „der Schnitt“ entwickeln uns hierzulande, möglicherweise auch in allen so genannten Erste Welt Ländern, dazu zurück, woraus wir hergetreten sind: Jagende, sammelnde Wilde mit rudimentärer Kommunikation und allenfalls überlebensnotwendiger Intelligenz. Daran werden auch Reförmchen, internationale Kindergärten und Horte, Elitehochschulen nichts ändern, wenn das Produkt „der Schnitt“ einfachste Formen der Interaktion mit seiner Umwelt nicht beherrscht.
Wir entschleunigen nicht unsere Gedanken, sodass man nur genug Zeit lassen muss bis auf Fragen richtige Antworten kommen. Wir lassen keine Zeit zum Nachdenken, und trainieren auf reflexhafte Antworten und geben uns mit spontan gefassten Lösungen, engstirnigen Ansätzen und immer weiter heruntergebrochenen Problemen zufrieden, auf die dann eine immer vereinfachtere Welt Antwort geben soll.
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