Flash, Java und PDF in der midlife crisis
PDF wird volljährig, Flash ist 13 Jahre alt, Java gibt es seit 14 Jahren.
Allesamt sind aus dem zeitgenössischen Internet nicht wegzudenken, gleichwohl steht jede der genannten Technologien an einem Scheideweg: HTML 5, CSS 3 und ECMAScript 5 sind nicht länger „nur“ Fundament und Türöffner für ein reichhaltiges Web, sie stehen in direkter Konkurrenz zu den vorgenannten Platzhirschen. Mehr noch zeigt das iPad wo die Reise für Plugins hin geht: Auf das Abstellgleis, wenn ihre Paten Sun Oracle und Adobe keinen radikalen Strategiewechsel einleiten.
In der »Zeit vor dem Internet™« folgte auf eine Programmiersprache nach durchschnittlich acht Jahren ihr Nachfolger. Technologischer Fortschritt schien sich mit dem Internet zu beschleunigen, tatsächlich aber hielten sich die einmal etablierten Technologien im globalen heterogenen Internet viel länger als ihre Vorgänger in technisch eng umrissenen Umgebungen. Gravierend war nach heutiger Betrachtung allenfalls der Wechsel hin zur Asynchronität als Metapher, hin zu AJAX als Konglomerat verschiedener Browser-basierter Techniken, mit denen der Inhalt von Webseiten auszutauschen möglich wurde, ohne das die Website erneut geladen werden musste.
Die drei genannten Technologien, HTML5, CSS3 und ECMAScript 5 sind in dieser Hinsicht konsequent weiter entwickelt worden. Vielmehr sind sie aus anerkannten Standards hervorgegangen und von einem breiten Spektrum echter Experten beraten worden. Die drei anderen Technologien, genauer Produkte, Flash, Java und PDF hingegen werden seit jeher unter Laborbedingungen hochgezüchtet. Flash, Java und PDF wurden aufgestockt, bis sie zuletzt sehr den aufgeblähten Netscape Communicator ähnelten, der Platzhirsch dem der rasante Internet Explorer einen Blattschuss verpasste. Gewiss ist die Client-seitige Verwendung aller Silver Surfbretter in naher Zukunft unbestritten, und mittelfristig wird sich noch manche Nische nur darüber erschließen.
Der zweite Grund für das baldige Aussterben dieser mächtigen Technologien: Sicherheitslücken. Gleichauf mit Browsern, E-Mail Clients werden eingebettete Objekte respektive ihre Interpreter am häufigsten ausgenutzt, um sich der Computer der Betrachter zu bemächtigen. Für den gewaltigen Adobe Reader flehen Antivirus-Hersteller um schlanken Ersatz, das Java 6 Plugin wurde nicht in erster Linie aus Gründen der Performance inzwischen 20 Aktualisierungen unterzogen und durch FPS-starke Werbung zwingt Flash so manchen Boliden in die Knie, ohne das der Nutzer überhaupt einen Nutzen aus der verschwindeten CPU- und GPU-Zeit zieht.
Drittes und letztes Argument pro HTML5, CSS3 und ECMAScript 5, kontra Flash, Java und PDF ist letztlich der absehbare Erfolg des iPad sowie iPad-ähnlicher Geräte, wie dem zum Jahreswechsel bevorstehenden Start von Google Chrome OS basierter Geräte. Wenn zu jedem mobilen Internetanschluss für 1 Euro ein entsprechendes Gerät geliefert wird, denen Flash, Java und PDF nur umständlich oder gar nicht beizubringen sind, wird der relative Anteil entsprechend ausgestatteter Endgeräte in Haushalten so schnell sinken wie die Kosten für den Internetzugang.
Morgen wird der Internet Explorer 9 in einer ersten Beta-Version veröffentlicht. Dann dürfte das Tempo nochmal zunehmen.
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