Grüne Wiese gegen rote Zahlen
Lang hatte ich dies Video vor mir her geschoben, diese Dokumentation des ZDF zum Einkaufszentrum „Loop 5“ auf der grünen Wiese, seine Auswirkungen auf die Inhaber-geführten Geschäfte in Weiterstadt und Darmstadt, darunter die von mir sehr geschätzte Buchhandlung Gutenberg bisher in bester Lage, direkt auf dem Luisenplatz. Der Kontrahent, ein Filialist mit einem Ladengeschäft sowohl in einem neu aufgezogenen Einkaufszentrum hier in der Innenstadt wie auch im Einkaufszentrum draussen vor der Stadt, braucht Gutenberg nicht mehr fürchten: Als ich am vergangenen Samstag mit meiner Frau den Luisenplatz kreuzte, sah ich, dass das was der Inhaber wiederum fürchtete (»Ich kann jetzt nicht sagen, ob der Laden noch existiert, wenn die Sendung ausgestrahlt wird.«) inzwischen Realität geworden ist, noch vielmehr das Ladengeschäft inzwischen nicht nur geräumt ist, sondern auch schon renoviert wird. Die Zahl der „richtigen Buchhändler“, der alteingesessenen, Inhaber-geführten ist damit wieder geschrumpft.
Was daran Schuld sein könnte, das subsummiert der zehnminütige Beitrag ziemlich anschaulich an einem Parkscheinautomat, doch seht selbst:
Als eingefleischter Radfahrer, jeher Führerscheinloser und Öko kann ich das natürlich erstmal nicht nachvollziehen, könnten die Menschen doch einfach den ÖPNV nutzen, sich aufs Rad schwingen oder mal die Beine vertreten – allzuweit ist hier in Darmstadt nichts wirklich. Wer aber ganz gezielt zum Einkauf für die Familie fährt, der wird mehr mitbringen wollen, zumal niemand gern mehrmals „das Übliche“ einkaufen fahren wird.
Das die Stadt einerseits keinen Einfluss auf die Preispolitik des Unternehmens hat, an das die Parkhäuser abgetreten wurden, das der Oberbürgermeister diese Verträge seinem Vorgänger im Amte zu verdanken hat mag ja sein. Das die Kleinunternehmer aber vor Existenz-bedrohenden Problemen stehen, und die Attraktivität der Innenstadt maßgeblichen Einfluß auf die Umsätze der Parkhäuser hat dürfte ebenso fest stehen. Das wäre ein Pfund, mit dem sich wuchern ließe: Parkplätze mit ebenso integriertem Ticket in die Innenstadt, am Nordbad beispielsweise mit seinen Überkapazitäten, wäre ein Pfund mit dem sich wuchern ließe, ohne gleich die Grenzen des guten Geschmack oder des Anstands zu übertreten. Insofern der Betreiber dann noch nicht einlenkt, ließe sich ein solches Projekt mit wenig Aufwand realisieren. Und auch das tot geglaubte Projekt Osttangente wäre einem Nutzen zugeführt. Das Projekt, eine Stadtautobahn vierspurig mitten durch ein Wohngebiet zu furchen, liegt brach und als Parkplatz ausgezeichnet am Rande des Nordbad.