Mein erstes Mal: Zeckenstich
Mein Tag begann prima. Nach gefühlten vier Stunden Schlaf trottete ich zur Schlafzimmertür, in der Gewissheit davor bereits von unseren zwei bis vier Katzen in Empfang genommen zu werden. Doch da stand niemand. Die Wohnungstür war zu, und insofern das sofort ausgeschüttete Adrenalin wieder entschärft. Doch was war anders. Aus dem Schlafzimmer drang Licht, und das obwohl ich mir sicher war das ausgeschaltete zu haben. Um die Ecke gebogen erwartete mich dann auch der Grund für das fehlende Empfangskomitee: Unsere kleine Katzenfamilie hatte offenbar ein neues Spielzeug für sich entdeckt, die Stehlampe nämlich. Sie lag am Boden, und es war ihnen gelungen den Zugschalter zu betätigen, sodass die eingeschaltete Lampe auf dem Katzentunnel ruhte, und die Katzen ruhten derweil in ihren Schlafkojen – ganz unschuldig und unbeteiligt.
Nachdem die vier Stubentiger versorgt waren, ging es unter die Dusche, oder vielmehr wollte ich unter die Dusche. De facto bekam das eben noch der Katzen wegen ausgeschüttete Adrenalin in meiner Blutbahn Gesellschaft. Denn offenbar war das Geräusch, das ich am Vorabend als leichten Regen fehlinterpretierte, als ich im Wald vom Radfahren pausierte und austreten musste, nichts anderes als herabfallende Zecken. Eine Zecke fand gefallen an meinem Oberschenkel, hatte dann aber wohl die Lust verloren. Sie lebte offenkundig noch, als ich sie ein, zwei, drei Mal mit der Pinzette bearbeitete. Und keiner der vergeblichen Versuche, die Zecke mit der Pinzette zu entfernen, konnte ihr etwas anhaben. Auf den selben Webseiten, die sich mir nach kurzer Recherche erschlossen und mir zeigen sollten, wie ich den Fremdkörper selbsttätig los würde, standen die Krankheiten aufgeführt, mit denen ich generell oder bei einem Fehler zu rechnen hätte. Prima geeignet für mich fortgeschrittenen Hypochonder, und so hatte tobte ich in der mir eigenen Art durch die Wohnung, fluchte, suchte, nämlich zunächst mein Telefon und dann die Nummer der Hausärztin, fluchte wieder und ersuchte dann um einen Termin. Die prompte Reaktion, ich möge doch auch ohne Termin einfach sofort vorbeikommen, und das obwohl im Hintergrund die Hölle los war, beruhigte mich nicht gerade.
Mitunter drei Anläufe brauchte nun auch die Fachkraft, und das mit Hilfe einer Zeckenzange, weil sie mit der Pinzette keinen Erfolg hatte. Wenn ich mich in den folgenden Tagen unwohl fühle oder sich die Haut um den Stich herum ändere, solle ich unbedingt vorbei kommen, bekam ich noch mit auf den Weg. Und fühlte mich deutlich entspannter, als mich mein Selbstbehandlungsversuch hätte noch werden lassen können, denn danach hätte ich kaum alle drei aufgeschlagenen Webseiten zum Thema einfach wieder geschlossen, sondern mich erneut zu informieren versucht.