Junge Union halluziniert
Vergangenes Wochenende twitterte die Junge Union Darmstadt vom Parteitag ihrer Mutterpartei, und zwar folgendes: »rafael #reißer wird mit großer Mehrheit zum #OB Kandidat für #Darmstadt gewählt! – #CDU+«
Angesichts des schlechten Ergebnis des neuen Vorsitzenden und des Kandidaten für die Wahl zum Oberbürgermeister müssen die „Jung“politiker entweder auf einem ganz anderen Parteitag gewesen sein, oder aber ihr Worte geben einen sehr aufschlussreich Einblick in das Selbstbild der Darmstädter Christdemokraten. Der weitere twitternde Christdemokrat Andreas Storm vermocht nur den Wahlgang und den Stargast1 des Abends anzukündigen, einen weiteren Tweet zum Ergebnis vermocht der inzwischen beamtete Staatssekretär nicht.
Deutlich ehrlicher geht da schon das Darmstädter Echo mit dem Ergebnis der basisdemokratisch herbeigeführten Nominierung von Reißer als Kandidat zur Oberbürgermeisterwahl ins Gericht: »Neuer Parteichef Kotoucek und OB-Kandidat Reißer erhalten viele Gegenstimmen«, schreibt das Darmstädter Echo vom Nominierungsparteitag der Darmstädter CDU. Genauer: Darmstadts neuer CDU-Vorsitzender Ctirad Kotoucek musste sich mit 44 Stimmen von 74 Delegierten zufrieden geben, ohne Gegenkandidatur wohlgemerkt. Damit erreicht Kotoucek gerade einmal 59 Prozentpunkte. Rafael Reißer gaben 55 Delegierte ihre Stimme bei der Nominierung als Kandidatur zur Oberbürgermeisterwahl 2010, immerhin fast drei von vier wahlberechtigten Christdemokraten.
All das bei gerade einmal 74 Delegierten, von etwa 100 Eingeladenen. Die bescheidene Anwesenheit auf dem Parteitag und das schlechte Ergebnis deuten auf mangelnde Mobilisierung der Christdemokraten.
- Roland Koch [↩]